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Wo will Sigmar Gabriel hin mit der Energiewende?

Windräder
Windenergie im Havelland, Foto: Andreas Kühl

Mal wieder wird eine Sau durch die Energiewende-Debatte getrieben. Natürlich werden die Kosten für den Verbraucher in den Vordergrund gestellt, wer möchte denn keine geringeren Stromkosten? Der neue Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel hat am Wochenende ein Eckpunkte-Papier vorgelegt, als Grundlage für die Refom des EEG. Investoren müssen wohl weiter verunsichert werden, oder warum gibt es sonst ständig neue Ideen und Konzepte? Taugt dieses Eckpunkte-Papier, um die Höhe der EEG-Umlage zu reduzieren und gar die Energiewende voran zu bringen?

Das möchte Sigmar Gabriel ändern

Bei dem, was ich bisher gelesen habe, ist Skepsis angebracht. Wie will man die Energiewende voranbringen, wenn die jährlichen Ausbauziele immer weiter reduziert werden? Bei Photovoltaik liegen wir mittlerweile bei einem Plansoll von 2.500 MW pro Jahr, dabei haben neue Anlagen mittlerweile kaum  noch Auswirkungen auf die Höhe der EEG-Umlage. Und wie sollen 6,5 GW Offshore-Windenergie bis zum Jahr 2020 zur Reduzierung der Kosten beitragen, wenn das die derzeit teuerste Technologie der Energiewende ist?

Erfreulich ist hingegen das Ziel die Privilegien der Industrie drastisch zu kürzen, das wird aber durch Druck von der EU sowieso kommen müssen. Die Industrie mit hohem Stromverbrauch profitiert zur Zeit doppelt, durch niedrigere Strompreise an der Börse und durch die Befreiung von der EEG-Umlage.

Die Vergütungen sollen ebenfalls weiter reduziert werden, wobei ich persönlich die Angabe eines durchschnittlichen Wertes für völlig sinnlos halte. Alle Technologien über einen Kamm zu scheren und gleichmäßig zu beschneiden macht keinen Sinn. Warum aber wird nicht noch mehr differenziert, wie Windkraft Onshore in Küstennähe, also in windstarkem Gebiet, zu windschwächeren Gebieten?

Medienblick zum Eckpunktepapier Gabriels

 

Alle Daten zu den Plänen Gabriels stammen aus dem Artikel zum Eckpunkte-Papier aus der süddeutschen Zeitung vom 18.01.2014. Ein weiterer ausführlicher Beitrag dazu ist im Magazin des Photovoltaikforums zu finden, der auch auf andere Punkte, wie die Pflicht zur Direktvermarktung eingeht, wie auch auf eine Pflicht zur EEG-Umlage auf den selbst verbrauchten Strom, die Netzintegration und erste Ansätze eines Kapazitätsmarktes.

Auf die meisten dieser Themen möchte ich gar nicht weiter eingehen, das haben andere bereits getan oder können es auch besser. So berichtet Proteus-Solutions von der Präsidentin des Bundesverbandes WindEnergie, Sylvia Pilarsky-Grosch, für die die Grundprobleme der Höhe der EEG-Umlage gar nicht angegangen werden, wie „der verzerrende Merit-Order-Effekt, die fehlende Wirkung der CO2-Zertifikate oder die auswuchernden Industrierabatte“.

Eine gewohnt ausführliche, sachliche und gute Analyse hat Robert Werner im Phasenprüfer-Blog geschrieben. Er erwähnt einige entscheidende Punkte, wie z.B. dass die Mengensteuerung den Grundcharakter der Energiewende verändere und die Chance nehme eine erfolgreichere Entwicklung der Energiewende zu ermöglichen als geplant. Er spricht auch deutlich aus, dass die Kostenbremse vor allem eine Ausbaubremse ist. Doch wie sollen die Kosten gesenkt werden, wenn die Mengen reduziert werden? Sinnvoll wäre auch mal ein Kostenvergleich zwischen neuen fossilen Kraftwerken mit Strom aus erneuerbaren Energien. Daher zieht er auch das Fazit, dass die Energiewende Made in Germany immer weniger zum Vorbild für andere Länder tauge.

Ende der Energiewende für Jedermann?

Photovoltaikanlage auf einem Einfamilienhaus, Foto: Andreas Kühl

Bei Daniel Bannasch wird es im Metropolsolar-Blog richtig deutlich, das Eckpunkte-Papier ist eine Kriegserklärung an die Energiewende und an das Ziel 100% Erneuerbare Energien. Sonnenflüsterer Erhard Renz spricht den Wahnsinn an, den Eigenverbrauch zuerst zu bestrafen mit einer Umlage und dann über die Batteriespeicher wieder zu fördern. Sinn macht das nicht wirklich.

Warum soll es eigentlich diese Umlage auf den Eigenverbrauch geben? Der Eigenverbrauch ist heute die Rendite des Betreibers von Solarstromanlagen. Wenn diese wegfällt, warum sollte dann noch jemand investieren? Mieter und Gewerbetreibende haben dann kaum noch Chancen an der Energiewende zu partizipieren, warnt der Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) in seiner Pressemitteilung.

 „Jetzt ist die Energiewende für Jedermann in Gefahr! Statt die Verursacher des Klimaproblems stärker zur Kasse zu bitten, sollen Solaranlagenbetreiber nun Teile der Energiewende selbst bezahlen. Dies würde die Rentabilität vieler neuer Photovoltaik-Anlagen zerstören, zahlreiche Investoren abschrecken und den Solarmarkt weiter einbrechen lassen“, warnt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar.

Ein sehr gutes Argument liefert hier noch Udo Möhrstedt, Gründer und Vorstandsvorsitzender der IBC SOLAR AG:

„Wer staatliche Vergütungen für Photovoltaik wirklich abbauen will, muss den Eigenverbrauch stärken. Wer jedoch den Eigenverbrauch künstlich verteuert, verlängert damit die Kopplung der Photovoltaik an ein Vergütungssystem“.

Was heißt eigentlich unkontrollierter Zubau?

Es wird von Gegnern des EEG immer wieder von einem unkontrollierten Zubau gesprochen. Was soll das eigentlich heißen? Soll man erst alle anderen fragen, bevor man investieren darf? Oder kann man sich das so vorstellen wie den Automarkt, der auch nicht kontrolliert wird und dann dadurch die Straßen verstopft? Den Automarkt möchte auch keiner kontrollieren, bzw. begrenzen. Na gut, der Ausbau der Erneuerbaren Energien wird von vielen, aber nicht allen, Verbrauchern unterstützt. Löst aber die Kontrolle des Zubaus das Kostenproblem?

Geht es nicht um die Reduktion der Kosten?

Die Debatte der Energiewende hat sich mittlerweile entfernt vom Ausstieg aus der Atomenergie und vom Klimaschutz. Heute wird nur von Kosten gesprochen. Wer von Kosten spricht und die EEG-Umlage senken möchte, muss aber auch an die Preistreiber rangehen, den

Wir brauchen eine offene Analyse und sachliche Debatte, was die Kosten wirklich senkt und wie die Höhe der EEG-Umlage zustande kommt. Ob da die gleichen Maßnahmen rauskommen würden?

Kosten müssen vergleichbar sein, das sind sie aber nicht, denn bei Kohle- und Atomstrom trägt der Staat die Folgekosten. Das CO2-Handelssystem macht in dieser Art der Ausführung keinen Sinn

Was denkt Ihr liebe Leserinnen und Leser, wie die Kosten wirklich reduziert werden können?  Oder hat die Politik etwas ganz anderes vor, als die Verringerung unserer Stromkosten?

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