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E-world 2024 mit Rekorden bei Ausstellern und Besuchern

E-world 2024 Bericht

Die E-world 2024 liegt hinter uns und nach der letzten Party beginnt wieder die Arbeit. Mit vielen spannenden Themen und Gesprächen im Gepäck bin ich nach drei Messetagen zurückgekommen. Einige meiner Eindrücke verarbeite ich in diesem Bericht. Welche Entwicklungen waren nach meinem Eindruck besonders präsent und was ist mir aufgefallen?

Messe an altem Termin mit neuen Rekorden

Nach zwei Jahren, in denen die Messe später im Jahr stattfand, hat sie 2024 ihre Pforten wieder wie gewohnt im Februar geöffnet. Der frühe Zeitpunkt im Jahr ist für viele Aussteller wichtig, denn auf der Messe werden auch Verträge für das laufende Jahr abgeschlossen. Das war aber sicher nicht der einzige Grund für den neuen Rekord mit 923 Ausstellern aus 30 Nationen. 

Viele Themen und Probleme bewegen die Branche, die sich nicht mehr nur auf den Handel und die Lieferung von Energie beschränken kann. Ausbau der erneuerbaren Energien und Dekarbonisierung sind keine Fragen mehr des “ob”, sondern der Ernsthaftigkeit und des Tempos. Digitalisierung bringt zudem Bewegung in die Branche, auf die viele Akteure und Dienstleister reagieren müssen.

So konnten die Veranstalter und Aussteller rund 30.000 Fachbesucherinnen und Fachbesucher aus 72 Ländern begrüßen – beides ebenfalls neue Rekorde.

„Erneut haben wir mit der E-world eine unverzichtbare Networking-Plattform für den Markt geboten und Akteure aus Energiewirtschaft, Industrie und Politik erfolgreich miteinander vernetzt“, so Stefanie Hamm, Geschäftsführerin der E-world in ihrem Fazit.

Comeback der fossilen Versorger?

Neben den innovativen Themen der Energiewende war eine laute und auffällige Präsenz der Unternehmen, die mit fossilen Energien ihr Geld verdienen, unverkennbar. Dieser Gegensatz der Entwicklungsansätze passte nicht zusammen und trübte den positiven Eindruck.

Das Logo des Erdöl-Multis Shell Energies springt Ausstellerinnen und Ausstellern, Besucherinnen und Besuchern schon auf dem Ticket in die Augen. Er gehört zu den Unternehmen, die immer noch mehr Geld in fossile als in erneuerbare Energien investieren (Quelle: Handelsblatt vom 27.07.2023). Viele haben zur Selbsthilfe gegriffen und das Logo übermalt oder überklebt, andere haben das Logo einfach ignoriert oder nicht wahrgenommen. 

Mir ist in diesem Zusammenhang aufgefallen, dass die Stände der Unternehmen, die mit dem Handel und Verkauf von Gas ihr Geld verdienen, wieder besser besucht waren als noch vor zwei Jahren – als die doch sehr großen Stände nur wenig Interesse wecken konnten. In diesem Jahr haben sie wieder mit viel Tamtam für einen vollen Stand gesorgt.

Laut und voll ist auch ein gutes Stichwort für die Partys. Die E-World gehört zu den Messen mit großen Standpartys, wenn nach Messeschluss die meisten Besucher gegangen sind. Da ist bei einigen Ständen fast mehr los als tagsüber, gerade bei den oben genannten Ausstellern. Laute Musik und reichlich Alkohol gehören natürlich dazu.

Mein Fokus bei der E-world 2024

Spannend sind für mich natürlich die innovativen Themen der Messe, die in diesem Jahr besonders präsent waren. Hier hat jedes Unternehmen und jeder Besucher einen anderen Blickwinkel und ich kann nur von meinen Eindrücken berichten.

Dynamische Stromtarife

Ab 2025 haben alle Verbraucherinnen und Verbraucher das Recht auf einen dynamischen Stromtarif, so das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, ihren Stromverbrauch in eine Zeit mit geringeren Strompreisen bei hoher Einspeisung aus erneuerbaren Energien zu verlagern.

Versorger müssen sich im Laufe dieses Jahres darauf einstellen und ein eigenes Angebot vorbereiten. Entsprechend groß war das Interesse an den Ständen der Dienstleister für dynamische Tarife. Bei der enytime green GmbH, Gast am Stand der items GmbH, waren die Gründer, die auch am Stadtwerke Impact Day beteiligt sind, drei Tage lang fast ausschließlich in Gesprächen mit Interessenten.

Ich bin sehr gespannt, wie sich das Angebot an flexiblen Stromtarifen in den kommenden Monaten entwickeln wird. 

Smart-Meter 

Dynamische Stromtarife können ein Verstärker für den Rollout der Smart-Meter in Deutschland werden. Schließlich sollte der Einbau der intelligenten Messsysteme deutlich beschleunigt werden. Zahlreiche Angebote für Hardware-Produkte und Dienstleistungen waren auf der Messe zu sehen. Entscheidend für den Durchbruch und die Akzeptanz werden Geschäftsmodelle sein, die mit der gesetzlich festgelegten Preisobergrenze von 20 Euro pro Jahr zurechtkommen. Sonst dürfte sich der Rollout noch länger hinziehen.

An Smart-Meter Gateways, die der sicheren Kommunikation mit dem Netzbetreiber dienen, mangelt es inzwischen nicht mehr. Das BSI hat auf der Messe das Zertifikat an einen fünften Hersteller vergeben und mehrere Re-Zertifizierungsverfahren abgeschlossen.

Kommunale Wärmeplanung

Wie immer sind auf der E-World viele Vertreter der Stadtwerke anzutreffen, daher spielte die kommunale Wärmeplanung auch in Essen eine wichtige Rolle. Zahlreiche Dienstleister waren mit ihren Angeboten vertreten und mehrere Vortragsreihen haben das Angebot ergänzt. Durch das neue Gesetz, das die Wärmeplanung bundesweit zur Pflicht macht, war das Interesse entsprechend groß.

So viele Dienstleister wie in diesem Jahr waren mir bisher noch nicht aufgefallen. Mit enersis und eneka bin oder war ich vorher schon in Verbindung. Außerdem waren auch die LBD Beratungsgesellschaft und simergy aus dem Haus der conenergy consult vertreten.

Digitalisierung der Wärmenetze

Mit der Wärmeplanung wächst auch das Interesse an Wärmenetzen und einer effizienten Betriebsweise dieser Netze. Damit spielt die Digitalisierung eine zunehmend wichtige Rolle, die von der Verbrauchserfassung bis zur intelligenten Optimierung der Netze und Einspeisung unterschiedlicher Wärmeerzeuger reicht. Das könnte für die Zukunft ein wichtiges Thema sein. Wenn ich mich schon mit unterschiedlichen Wärmequellen und Technologien für klimaneutrale Wärmenetze beschäftige, könnte die Digitalisierung auch mal ein Thema für einen Beitrag sein.

Künstliche Intelligenz (KI)

In einigen Gesprächen wurde ich gefragt, ob ich mich schon mit ChatGPT beschäftigt habe. Als Anregung oder für bestimmte Aufgaben nutze ich das Tool, aber meine Texte schreibe ich immer noch selber. Die Fragen zeigen, der Einsatz künstlicher Intelligenz bewegt viele Menschen. Sie fragen sich, ob und wo die Technologie bereits heute zum Einsatz kommt.

Wenn Netze digitalisiert werden und viele Daten vorhanden sind, wird es möglich, diese mit der Hilfe künstlicher Intelligenz entsprechend auszuwerten, die Erzeugung zu optimieren und Prognosen zu erstellen.

Ein anderes Feld für künstliche Intelligenz sind Chatbots, die immer wiederkehrende oder Standard-Fragen der Kunden oder Nutzer beantworten können.

Das Thema steht erst am Anfang, es wird sich noch weiterentwickeln und bestimmt nicht mehr aus unserer Arbeitswelt verschwinden. Natürlich werde ich KI weiter beobachten, aber meine Texte selbstverständlich auch in Zukunft selber schreiben.

Verbindung Energie und Gebäude

Der dezentrale Ausbau der erneuerbaren Energien, der oft am Ort des Bedarfs stattfindet, fördert eine Verbindung der Energieversorgung mit der Immobilienwirtschaft. Photovoltaikanlagen auf den Dächern oder an Gebäuden sorgen für Stromversorgung im Gebäude und Quartier. Diese Energie kann auch für die Wärmeversorgung und Mobilität genutzt werden. 

Aufgrund komplexer Regulierung und alter Strukturen bewegt sich die lokale Energieerzeugung nur langsam in Richtung Zukunft. Dennoch führt aus Kosten- und Effizienzgründen kein Weg daran vorbei. Die Bedeutung dieses Themas wird von Jahr zu Jahr größer. Die Immobilienwirtschaft ist seit vielen Jahren als Beobachter auf der Messe und der VdW Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen e.V. war in diesem Jahr wieder als Aussteller auf dem NRW Gemeinschaftsstand.

Verbindung Energie und Mobilität

Mit der Elektromobilität wachsen Energie und Mobilität zusammen. Daher ist dieses Thema ebenfalls auf der Messe vertreten. Ich durfte ein interessantes Gespräch mit Jörg Lohr, CEO der Compleo Charging Solutions, führen. Compleo war einer der wenigen Anbieter von Ladelösungen auf der E-world. 

Im zweiten Schritt wachsen so auch die Mobilität und Immobilien zusammen, zum Beispiel mit passenden Ladelösungen für einzelne Gebäudetypen, vom Mehrfamilienhaus über das Handelshaus bis zum Industriebetrieb.

Die entsprechende Hardware dazu reicht von der Wallbox bis zur HPC-Ladesäule mit 200 kW und komfortablen Bezahlmöglichkeiten.

Mit der Thematik des bidirektionalen Ladens verschmelzen Energie, Immobilien und Mobilität immer weiter. Compleo präsentierte auf der Messe eine Ladebox für bidirektionales DC-Laden mit 11 kW und hat bereits Erfahrungen in Feldtests sammeln können. Technologisch ist bidirektionales Laden kein Problem, so Jörg Lohr. Aber die praktische, wirtschaftliche Umsetzung und Regulierung müssen noch gelöst werden. 

Live-Aufnahme des enPower Podcast bei der E-world 2024 mit Stefan-Jörg Göbel von Statkraft Deutschland

Mein Fazit zur E-world 2024

Die E-world 2024 war wieder wie ein großes Familientreffen, man trifft Jahr für Jahr viele Bekannte und ehemalige Kollegen aus der Branche. Diejenigen, die noch immer an alten Strukturen und Technologien festhalten, sind dann vermutlich “dieses Familienmitglied, das immer noch sagt, das funktioniert doch alles nicht und früher war alles besser”. 

Die genannten Themen werde ich weiter im Blick behalten und bei Interesse gerne an dieser Stelle ausführlicher erläutern.

Mir haben sich in diesem Jahr besonders viele Gelegenheiten für Gespräche und zum Netzwerken geboten. Der Besuch der Messe hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt. Ein herzliches Dankeschön an alle Gesprächspartner, mit denen ich mich auf der Messe austauschen konnte. 

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