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Aus einer Biogasanlage wird ein ganzer Energiepark zur Vollversorgung mit erneuerbaren Energien

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Die Biogasanlage in Bischheim, Donnersbergkreis, Quelle: juwi
Die Biogasanlage in Bischheim, Donnersbergkreis, Quelle: juwi

Mit verschiedenen Projekten hat das innovative Unternehmen juwi bereits auf sich aufmerksam gemacht, wie z.B. eine erste Power-to-Gas-Anlage. Jetzt gibt es ein neues, wieder sehr innovatives Projekt, das mit der Kombination unterschiedlicher erneuerbarer Energien in einem Energiepark eine Vollversorgung von 1.700 Haushalten ermöglichen soll.

Auf einem gerade Mal 3,85 Hektar großen Gelände werden neben der Biogaserzeugung aus in der Region angebauten Substrat-Pflanzen auch Sonnenstrom und Windkraft genutzt. „Durch den Mix dieser nachhaltigen Energieerzeugungsformen entsteht ein klimaschonendes Vorzeigeprojekt, das in Deutschland bisher einzigartig ist“, freut sich juwi Bio-Geschäftsführer Gerd Kück.

Herzstück bleibt auch beim neuen „Energiepark Göllheim“ eine Biogasanlage. In ihren Fermentern werden in der Umgebung angebauter Mais, Zuckerrüben und Hirse aber auch Grasschnitt zu Biogas vergoren. Das wiederum wird nicht wie sonst üblich in einem Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt, sondern von seinem CO2-Anteil befreit und als reines Methan in das lokale Erdgasnetz eingespeist.

Bei dieser Reinigung ist Projektmanager Aleksey Atanasov und seinem juwi Bio-Team ein technologische Revolution gelungen: „Wir trennen Methan und CO2 mit einem Membran-Cryogen-Verfahren“, erklärt Atanasov die neue aber bereits praxiserprobte Technik. „So erhalten wir beide Gase in höchster Reinheit“. Und das ist gut für die Umwelt und fürs Geschäft. Das abgetrennte CO2 – ein klimaschädliches Treibhausgas – wird nicht mehr einfach in die Luft geblasen sondern kann als Rohstoff für die Herstellung von Trockeneis verwertet werden. Eine Produktionsanlage inklusive Lager ist Teil der neuen Planungen.

Gesamten Energiebedarf aus erneuerbaren Energien

Doch das allein macht die Göllheimer Anlage noch nicht zum Vorzeigeprojekt. „Wir werden unseren gesamten Energiebedarf aus erneuerbaren Quellen decken“, sagt juwi Bio-Geschäftsführer Gerd Kück. Mit Photovoltaik auf den Gebäudedächern, einem kleinen
Blockheizkraftwerk mit ORC-Modul, das auch die 650 Grad heißen Abgase nutzt, sowie einem eigenen Windrad mit drei Megawatt Leistung.

Der Energiepark Göllheim wird auch in Sachen Effizienz Maßstäbe setzen. Dafür sorgt ein ausgeklügeltes elektronisches Schaltsystem, das die je nach Sonnenschein und Windstärke anfallende Energie zur Deckung des Eigenstrombedarfs nutzt oder als EEGStrom in das Netz einspeist.

Zum „Leuchtturmprojekt“ für das Zusammenwirken verschiedener Formen der erneuerbaren Energien wird der Energiepark Göllheim durch ein revolutionäres Konzept zur Speicherung überschüssiger Energie. Nicht mit teuren Batterien oder aufwendigen
Pumpwasserspeichern soll in Göllheim in wenigen Jahren erneuerbare Energie „konserviert“ werden, sondern durch eine geniale, „Power-to-Gas“ genannte Methode. Bei ihr wird ganz normales Leitungswasser (H2O) mit Hilfe von Wind- oder Solarstrom in seine Bestandteile Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O) zerlegt. Der Sauerstoff wird – quasi als Luftverbesserer – freigesetzt. Der Wasserstoff wird mit dem bei der Aufbereitung des Biogases anfallenden CO2 zusammengeführt und in synthetisches Methan (CH4)
umgewandelt. Auch bei diesem Prozess wird lediglich Sauerstoff in die Luft abgegeben. Das aus Wind oder Sonnenstrom erzeugte Methan kann in das Erdgasnetz eingespeist werden.

„Diese Art der Methanisierung ist als Speichermethode für Strom aus erneuerbaren Energien bereits heute technisch umsetzbar“, sagt juwi Bio-Geschäftsführer Gerd Kück. „Wir rechnen in naher Zukunft mit ihrer Marktreife“.

Über seine technologische Strahlkraft hinaus wird der Energiepark in Göllheim auch volkswirtschaftlichen Nutzen für die gesamte Region bringen. Neben mehreren Arbeitsplätzen durch den Energiepark selbst wird das örtliche Handwerk durch den Bau der Anlage gestärkt. 90 Prozent der ab Produktionsbeginn zu zahlenden Gewerbesteuer werden in der Verbandsgemeinde Göllheim bleiben. Und nicht zuletzt profitiert die Landwirtschaft in der Region, indem durch den Anbau von Energiepflanzen und deren garantierte Abnahme eine wichtige Einnahmequelle für viele Betriebe entsteht.

Auf elektrische Leistung umgerechnet wird die Biogasanlage rund 2 Megawatt Leistung bereitstellen. Hinzu kommen noch einmal 3 Megawatt Windstrom, von denen nach Inbetriebnahme der Power-to-Gas-Technik ein Großteil in Methan umgewandelt und somit gespeichert werden kann.

Das Investitionsvolumen des gesamten Projekts beläuft sich auf mehr als 15 Millionen Euro. Bei zügiger Genehmigung soll noch in diesem Herbst mit dem Bau der Anlage begonnen werden. „Mitte nächsten Jahres wollen wir das Windrad aufstellen“, sagt
Projektmanager Aleksey Atanasov. „Ende 2013 ist der Energiepark fertig“.

Mehr zum Thema Betrieb einer Biogasanlage gibt es im Blog Biomasse-Nutzung.

Veranstaltungstipp:

Nutzung von Niedertemperatur-Wärme mit ORC- und Kalina-Prozess zur Stromerzeugung“ am 13.09.2012 in Karlsruhe

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