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Macht es Sinn Nachtspeicherheizungen für überschüssigen Strom aus Windenergie zu nutzen?

Windräder in Brandenburg, Foto: Andreas Kühl
Windräder in Brandenburg, Foto: Andreas Kühl

Kürzlich erregte ein Vorstoß von RWE großes Aufsehen in vielen Medien. Es ging um die Idee Strom aus Windenergie in Nachtspeicheröfen zu speichern. Damit könnten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden, überschüssiger Windstrom wird genutzt und die Nachtspeicheröfen müssen nicht außer Betrieb genommen, bzw. können wieder belebt werden. Mit moderner Regeltechnik kann der Strom aus Windenergie zu Heizzwecken genutzt werden und geht damit nicht verloren.

Klingt eigentlich gut, denn allein im Jahr 2010 sind, laut Bundesverband WindEnergie, bis zu 150 Gigawattstunden Windstrom verloren gegangen, da die Netzbetreiber die Anlagen abschalten mussten. Einige Windparks hatten dadurch Ausfälle von nahezu einem Viertel ihres gesamten Jahresenergieertrags. Laut dem ftd-Artikel zu diesem Thema hat sich die Anzahl der zwangsstillgelegten Windräder im Jahr 2011 verdreifacht und es gingen so 407 Gigawattstunden Strom verloren. Diese Strommenge hätte ausgereicht um eine Stadt mit 100.000 Haushalten mit Strom zu beliefern.

Was sind Nachtspeicherheizungen?

Diese elektrisch betriebenen Heizungen haben einen Wärmespeicher, der in Schwachlastzeiten aufgeheizt wird. Dies war früher meistens ein günstiger Stromtarif, der sogenannte Nachtstrom. Die Wärme kann immerhin über einige Stunden im Speicher gehalten werden. Durch eine elektronische Steuerung kann ein Komfort wie bei Öl- oder Gasheizungen erreicht werden.

Um die Kraftwerke, vor allem Kohlekraftwerke gleichmäßig auszulasten, wurden Nachtspeicherheizungen in den 1950er und 1960er Jahren mit Förderprogrammen und günstigen Tarifen populär. Mittlerweile lohnen sich Nachtspeicherheizungen nicht mehr, es gibt keine flächendeckenden Nachtstromtarife mehr in Deutschland und in der Energieeinsparverordnung 2009 wurde das langsame Ende der Nachtspeicherheizungen beschlossen. Quelle: Wikipedia

Die aktuelle Initiative von RWE, unterstützt von EnBW, hat nun das Ziel das Ende der Nachtspeicherheizungen aufzuheben. Die verbliebenen 1,4 Millionen Elektroheizungen könnten Pumpspeicherkraftwerke mit zehn Gigawatt Leistung ersetzen, diese Nachtspeicheröfen könnten Überkapazitäten speichern. RWE möchte die verbliebenen Nachtspeicherheizungen mit moderner Steuerelektronik ausstatten, die auf Temperatur- und Strompreissignale reagiert. Natürlich gehören dann auch entsprechend attraktive Tarife dazu, mit dem passenden Namen „Windheizung“, wie das bereits abgeschlossene Forschungsprojekt.

Ist das die Speicher-Lösung für die Energiewende?

Das klingt ja sehr interessant und eigentlich einleuchtend. Speicher sind auch notwendig bei dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien. Darüber schreibe ich hier auch immer wieder.

Wir müssen uns aber auch fragen, warum es so viel überschüssigen Strom aus Wind- und auch aus Solarenergie gibt.  Was passiert bei dem weiteren Ausbau der erneuerbaren  Energien? Wird da der nicht mehr nutzbare Strom immer mehr und macht es dann noch Sinn zu investieren?

Die Menge des Stroms aus Wind- und Solarenergie hat mittlerweile eine Größenordnung erreicht, die weit höher ist als die Spitzenlast, sie deckt teilweise auch die Mittellast ab und reicht an wind- und sonnenreichen Tagen bis hinein in die Grundlast. Und da steckt auch das Problem vergraben, denn bei einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien im  Stromnetz müssen konventionelle Kraftwerke abgeschaltet werden. Der Betrieb dieser Kraftwerke wird zunehmend unwirtschaftlich durch den Vorrang der erneuerbaren Energien.

RWE betreibt zahlreiche konventionelle Kraftwerke und versucht mit dem Projekt „Windheizung“ eine Legitimation für den wirtschaftlichen Weiterbetrieb dieser Kraftwerke zu schaffen. Je nach Sichtweise kann man das kritisch sehen, man muss sich eben fragen, wie die Entwicklung der erneuerbaren Energien weiter gehen soll. E.ON z.B. setzt wohl mit Power-to-Gas auf eine ganz andere Speichertechnologie.

Weitere Stimmen zum Thema Nachtspeicherheizungen als Energiespeicher gibt es beim Verein für nachhaltige Energiewirtschaft.

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