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Energieeffizienz in der Industrie

So ganz abgeneigt scheint die Industrie dem Thema Energieeffizienz nicht zu sein, wie es manchmal in der öffentlichen Diskussion rüberkommt. Da diskutieren jedoch meist Großunternehmen über den BDI, die nicht die Masse der Industrie-Unternehmen repräsentieren.

Aber tatsächlich hat die deutsche Industrie in Sache Energieeffizienz bereits einiges erreichen können, da immerhin auch Kosteneinsparungen erzielt werden. Nach einer Presseinformation des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln konnte die Industrie ihre Energieausbeute binnen zehn Jahren um fast 13 Prozent verbessern. Und das in einer Zeit, in der man sich noch kaum mit dem Thema beschäftigt hat. Der jährliche Verbrauch primärer Energie, also noch nicht in Strom oder Wärme umgewandelter Energielieferanten, ist von 1991 bis 2006 um rund 1 Prozent gesunken – gleichzeitig ist aber das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 24 Prozent gewachsen.

Damit sieht aus so aus, als ob der Widerspruch zwischen Ökonomie und Ökologie aufgehoben ist.

Damit hat sich die Energieintensität – so bezeichnet man den nötigen Energieeinsatz, um eine bestimmte Produktionsleistung zu erzielen – hierzulande binnen anderthalb Jahrzehnten um ein Fünftel verringert. Umgerechnet aufs Jahr heißt das: Ein durchschnittliches BIP-Wachstum von 1,4 Prozent ging einher mit einer Verringerung der Energieintensität von im Schnitt 1,5 Prozent. Dass Deutschland die gleiche Wirtschaftsleistung heute mit weniger Energieeinsatz erzielt, hängt im Wesentlichen mit zwei Trends zusammen:

1. Energiesparende Produktionsmethoden und Technik.
Der Fortschritt macht es möglich: In der Industrie kommen sparsamere Herstellungsverfahren zum Einsatz, Autos verbrauchen weniger Benzin, und auch die technischen Geräte im Haushalt fressen weniger Strom.

2. Dienstleistungslastigere Volkswirtschaft.
Die Serviceanbieter steuern mehr und mehr zum deutschen Bruttoinlandsprodukt bei. Um einen Euro zu erwirtschaften, benötigen sie jedoch tendenziell deutlich weniger Strom und Brennstoff als die Industrie. So kommt es, dass mit dem Vormarsch der Dienstleister die Energieeffizienz der Gesamtwirtschaft steigt. Von diesem Phänomen profitieren alle Länder, die traditionell stärker vom Dienstleistungssektor geprägt sind.

Diesen beiden energiesparenden Entwicklungen steht eine andere entgegen: das Wirtschaftswachstum. Die bessere Energieausnutzung und der fortschreitende Strukturwandel könnten unterm Strich von einer stark hochgefahrenen Produktionsmenge konterkariert werden. Dass es in Deutschland nicht so war, hängt mit dem eher mageren hiesigen BIP-Wachstum seit Anfang der neunziger Jahre zusammen.

Der wachstumsbedingte Mehrbedarf an Strom und Co. wurde seit 1991 vollständig durch Energieeinsparungen gedeckt:
In ganz Deutschland wurden 2006 tatsächlich rund 118 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten weniger Energie verbraucht, als es der Fall gewesen wäre, wenn sich die Energieeffizienz seit 1991 nicht verbessert hätte. Die dadurch eingesparte Menge entspricht in etwa dem heutigen Beitrag der Kohle zur Energieversorgung zwischen Flensburg und Füssen – nur der Erdölverbrauch ist noch um einiges höher.

Auch wenn die zunehmende Bedeutung des Servicesektors von den Finanzdienstleistern bis zu den Medien viel zu Deutschlands Energiespar-Erfolgen beigetragen hat, so sollte die Leistung der Industrie nicht gering geschätzt werden. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die deutschen Fabriken zu den Vorreitern in Sachen klimafreundliche Produktion gehören:
Industrie und Bergbau hierzulande benötigten im Jahr 2005 nur noch eine Energiemenge von umgerechnet 98 Kilogramm Öleinheiten
für 1.000 Dollar Wertschöpfung. In Kanada und Polen war der Energiebedarf in etwa dreimal, in Südkorea, Australien und auch Spanien fast doppelt so hoch.

Die deutschen Industrieunternehmen präsentieren sich heute auch deshalb so vorbildlich, weil ihnen in den vergangenen zehn Jahren eine deutlich bessere Energieausnutzung gelang. Sie verringerten ihren Energieeinsatz je Dollar Wertschöpfung um nahezu 13 Prozent, während sich die spanische und italienische Konkurrenz hier sogar verschlechterte. Auf dem Papier steht unter anderem die polnische Industrie besonders gut da – deren massive Energieeinsparungen beruhen jedoch vor allem auf der Stilllegung beziehungsweise Modernisierung ineffizienter Anlagen aus planwirtschaftlichen Zeiten. Bemerkenswerter ist da schon die innerhalb von zehn Jahren um 18 Prozent zurückgeschraubte Energieintensität des Produzierenden Gewerbes in den USA. Auch wenn angesichts eines Verbrauchs von 152 Kilogramm Öleinheiten je 1.000 Dollar Produktion noch einige Effizienzreserven zu heben sein dürften, so scheint doch der Wille zum Energiesparen – entgegen manch anderslautender Vorwürfe – in den Staaten vorhanden.

Via Mittelstandsblog

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