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Zukunftsmarkt für Photovoltaik steht in Frankreich

Milk the Sun Candy His
Country Managerin Candy His für Frankreich bei Milk the Sun, Foto: Milk the Sun

Bei der zunehmenden Unsicherheit für Investoren in erneuerbare Energien in Deutschland, lohnt es sich über die Grenzen in andere Länder zu schauen. Das Portal für den Photovoltaik-Zweitmarkt, Milk the Sun, hat dies getan und diese Woche eine weitere Sprachversion für Frankreich gestartet. Die Country-Managerin Candy His hat für uns einige Fragen zur europäischen Entwicklung der Photovoltaik, und speziell in Frankreich, beantwortet.

Ist Deutschland noch der Nabel der Welt der Erneuerbaren Energien?

Deutschland als Nabel der Welt für Erneuerbare Energien zu bezeichnen ist gewagt. Man darf nicht vergessen, dass zum Beispiel in Schweden und Finnland bereits über 25 Prozent der Energie aus Erneuerbaren Energiequellen (vorwiegend Wasserkraft) gewonnen wird.

Was aber Deutschland diesen exzellenten Ruf im Hinblick auf Erneuerbare Energien gebracht hat, waren die gesetzlichen Maßnahmen, um den Zubau Erneuerbarer Energien gezielt zu fördern. Deutschland hat wie kein zweites Land in kurzer Zeit in Erneuerbare investiert, Photovoltaik und Windenergie boomen hier. Diese Vorreiterrolle spiegelt sich auch darin wieder, dass der Begriff der Energiewende gerne in anderen Sprachen genutzt wird.

Die Erneuerbaren Energien verzeichnen weltweit zweistellige Wachstumsraten. Deutschland darf sicher stolz auf das Geleistete sein. Aber wir sollten nicht vergessen, dass die ökologischen Ziele nur dann erreicht werden können, wenn möglichst alle Länder mitmachen. Deshalb ist Deutschland nicht der Nabel der Welt der Erneuerbaren – und das ist auch gut so.

Wie ist die Entwicklung in anderen europäischen Ländern?

In Europa gibt es einige vielversprechende Zukunftsmärkte. Vielerorts hängt die Entwicklung aber auch davon ab, wie viel Vertrauen Anleger in Förderungsangebote der jeweiligen Regierungen legen. In Rumänien gab es im Bereich der Photovoltaik bereits rückwirkende Kürzungen von Einspeisevergütungen; ein Risiko, das nicht viele Anleger eingehen können oder wollen. Dennoch werden die EU-Länder zwangsweise weitere Anreize für den Zubau Erneuerbarer Energien setzen müssen, damit sie die EU-Richtlinie von durchschnittlich 20 Prozent bis 2020 zu erreichen.

Auf dem Photovoltaik-Markt wird europaweit in den nächsten zwei bis drei Jahren vor allem von drei Ländern deutliche Marktbewegung erwartet: Polen, Portugal und Frankreich. In Frankreich wurden zu Beginn des Jahres erst erhöhte Einspeisevergütungen beschlossen.

Ist die Förderung in einzelnen europäischen Ländern sehr unterschiedlich?

Am bekanntesten sind wohl zwei Arten der Förderung Erneuerbarer Energien. Zum einen wären da die sogenannten Grünstrom-Zertifikate, mit denen gewisse Anteils-Quoten von Strom aus Erneuerbaren gekauft und nachgewiesen werden können. Polen bedient sich derzeit zum Beispiel noch dieses Systems. Gängiger ist jedoch die auch in Deutschland angewandte Einspeisevergütung. Bei der PV ist ein gesamteuropäischer Trend zur verstärkten Förderung von kleinen Hausdachanlagen anstelle großer Freiflächen-Anlagen zu sehen. Insgesamt verläuft die Förderung in sehr ähnlichen Grundprinzipien.

Milk the Sun ist spezialisiert auf den PV-Zweitmarkt. Hängt mit der verbesserten Förderung auch die Entwicklung des Zweitmarktes zusammen?

Indirekt auf jeden Fall. Der PV-Zweitmarkt besteht aus Bestandsanlagen, die zum Weiterverkauf angeboten werden. Die ansprechenden Einspeisevergütungen der vergangenen Jahre haben in Deutschland für einen Zubau von fast 300.000 Installationen mit jeweils mehr als 20 kWp gesorgt. Werden nur 2,5 Prozent dafür angeboten, sind das über 7.000 Anlagen. Als Milk the Sun online ging, waren nur rund zehn Prozent der Projekte dem Zweitmarkt zuzuordnen. Mittlerweile stellt der Zweitmarkt einen Anteil von über 60 Prozent. Verbesserte Förderung = mehr Zubau = mehr potentielle Anlagen für den Zweitmarkt.

Welche Länder sind da besonders interessant?

Die Länder, in denen über Jahre hinweg konsequent investiert wurde, also bisher vor allem Deutschland und Italien. In Spanien wurde zwar auch viel gebaut, die gesetzlichen Bestimmungen dort verhindern jedoch, dass mit den Anlagen aktiv gehandelt wird.

Der, lokal gesehen, nächste große zukunftsfähige Markt, nicht nur auf dem Zweit- sondern derzeit auch auf dem Erstmarkt ist Frankreich. Wir können ein deutlich steigendes Interesse sowohl von Projektieren als auch von Investoren in Frankreich spüren.

Warum steht gerade Frankreich derzeit besonders im Fokus?

Bisher wurde in Frankreich viel auf sogenannte Power Purchase Agreements gesetzt: Drittanbieter verkaufen den Strom ihrer Photovoltaik-Anlage direkt an Stromverbraucher, meistens Unternehmen. Doch die neuen französischen Richtlinien könnten der Impuls für ein verstärktes Interesse an Photovoltaik in Frankreich sein. Für den Strom aus Kleinstanlagen gibt es nun Einspeisevergütungen von bis zu 34,75 Cent pro kWh. Bis zu einer Gesamtgrößte von 12 MWp gibt es Vergütungen. Das jährliche Ausbauziel Frankreichs für Photovoltaik wurde von jährlich 500 MW quasi über Nacht auf 1 GW verdoppelt. Das ist ein klares Signal.

Laut EDF (Électricité de France) waren bis Dezember 2012 etwa 3,5 GW Photovoltaik an das französische Stromnetz angeschlossen. Rechnet man das auf das ambitionierte Ziel der französischen Solarindustrie hoch, die bis 2020 mindestens 20 GW Photovoltaik installiert haben möchte, wären das sogar über 2,3 GW pro Jahr.

Und Frankreich hat alle Möglichkeiten, auch infrastrukturell, um von PV zu profitieren. Ordentliche Sonneneinstrahlung, ein gut ausgebautes Stromnetz und starke Köpfe in der Solarbranche.

Wie kann man sich auf einen solchen Markt spezialisieren?

Sich auf einen Markt zu spezialisieren, setzt erst einmal die Möglichkeit der Kommunikation mit den Marktteilnehmern voraus. Seit kurzem ist deshalb eine französische Sprachversion unserer Website online, zu finden unter www.milkthesun.fr. Kunden erhalten zudem Unterstützung von unseren französischsprachigen Mitarbeitern.

Natürlich gehört auch das Verfolgen der Entwicklungen im Land dazu. Letzte Woche fand in Lyon die B+ statt, eine große Messe zur Nachhaltigkeit und Erneuerbaren Energien. Dort haben wir uns mit Marktteilnehmern aus Frankreich getroffen und ausgetauscht.

Wir sind überzeugt, dass die Vorteile unseres Marktplatzes dem französischen Markt weiterhelfen und sowohl Projektierer und Anlagenbesitzer als auch Investoren davon profitieren.

Wo ist die Zukunft der Erneuerbaren Energien zu finden?

Die Zukunft hat hoffentlich keine lokalen Grenzen mehr. Klar wird es immer kleinere und größere Märkte geben, aber Erneuerbare Energien haben überall ihren Platz. Gerade für Entwicklungsländer sind die Erneuerbaren eine tolle Möglichkeit, um früh auf dezentrale, lokale und individuelle Energiegewinnung zu setzen. Es wird in den nächsten Jahren also zahlreiche neue Märkte geben, vor allem auf der Südhalbkugel der Erde.

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