Storytelling für die Wärmewende: Emotionen statt Technikdaten
Viele Menschen reagieren mittlerweile skeptisch, wenn es um Energie- oder Wärmewende geht. Nur technische Informationen, Verordnungen und Förderprogramme reichen nicht mehr aus, um sie zu überzeugen. Was fehlt, sind Nähe, Verständnis für ihre Situation und Verständlichkeit. Menschen wollen verstehen, was die Veränderung für sie bedeutet und wie sich der Wandel konkret auf ihr Leben auswirken wird.
An dieser Stelle kommt das Storytelling ins Spiel: Es verbindet Fakten mit menschlicher Erfahrung, schafft Vertrauen und kann Türen für Veränderungen öffnen. Mit diesem Beitrag zeige ich, wie gute Geschichten zum Gelingen der Wärmewende beitragen können.
Inhalt
Warum Geschichten wirken
Menschen denken in Geschichten – nicht in Datenblättern. Geschichten erzeugen Emotionen, lassen uns mitfühlen und mit anderen identifizieren. Für die Wärmewende bedeutet das: Eine Erzählung über eine Familie, die auf eine Wärmepumpe umgestiegen ist und heute kostengünstiger heizt, wirkt überzeugender als jede technische Produktbeschreibung.
Durch Storytelling lassen sich abstrakte Konzepte wie „Dekarbonisierung der Wärmeversorgung“ in lebensnahe Bilder übersetzen. Es geht nicht um die Kilowattstunde – es geht um warme Wohnräume, stabile Heizkosten und ein gutes Gefühl beim Blick in die Zukunft.
Menschen behalten Geschichten und Bilder leichter in Erinnerung als die trockenen Fakten. Sie sorgen für Identifikation und Relevanz. Dadurch verbreiten sich Geschichten viel schneller als die Aufzählung technischer Daten.
Mit Geschichten können wir Menschen viel leichter begeistern, sie sind glaubwürdiger und erwecken Sympathie.
Zielgruppen und ihre Herausforderungen
Für die Wärmewende können wir für jede Zielgruppe unterschiedliche Geschichten erzählen, die sie betreffen und ansprechen.
Private Hauseigentümer
Viele Eigenheimbesitzer stehen vor der Entscheidung: Sanieren oder warten? Die Investitionskosten für neue Heizsysteme, wie Wärmepumpen, wirken abschreckend, ebenso die Unsicherheit über Förderbedingungen oder technische Machbarkeit. Viele Medienberichte tragen zur Verunsicherung bei.
An dieser Stelle kann Storytelling Mut machen. Wenn andere Eigentümer berichten, wie sie den Umbau gemeistert haben, welche Hürden sie überwunden haben, und wie sie nun mit weniger Energieverbrauch und -kosten komfortabler wohnen, wird das Thema greifbar und verständlich.
Mieter und Mieterinnen
Mieterinnen haben selten direkten Einfluss auf die Heiztechnik in ihren Wohnungen. Die Sorge vor steigenden Mieten und Unannehmlichkeiten bei Modernisierungen ist groß.
Storytelling kann zeigen, dass auch für sie die Wärmewende Vorteile bringt, zum Beispiel durch bessere Wohnqualität nach einer Sanierung. Geschichten aus der Praxis, in denen Mieterinnen ihre neue Wohnsituation positiv beschreiben, nehmen Ängste und Sorgen.
Vorsichtig, dieses Beispiel zeigt ein Problem auf, das bislang vernachlässigt wurde. Bei Sanierungen steigt häufig die Kaltmiete stärker, als die Nebenkosten durch Energieeinsparungen sinken. Nur mit ehrlichen Geschichten, die nichts verschweigen und die Lebensrealitäten ihrer Zielgruppe berücksichtigen, kann Vertrauen aufgebaut werden.
Kommunale Entscheidungsträger
Bürgermeister, Stadträte und Verwaltungsmitarbeitende stehen häufig zwischen ambitionierten Klimazielen und einer kritischen Öffentlichkeit. Der Ausbau kommunaler Wärmenetze oder die Vorgaben zur Sanierung stoßen in der Bevölkerung schnell auf Widerstand.
Erfolgreiches Storytelling stellt kommunale Vorbilder in den Mittelpunkt: etwa eine Gemeinde, die durch eine bürgernahe Planung Vertrauen aufgebaut hat und heute ein Nahwärmenetz betreibt, auf das die Bürgerinnen stolz sind.
Handwerksbetriebe und Energieberater
Für das Fachhandwerk ist die Wärmewende Chance und Herausforderung zugleich. Die Technik wird komplexer, die Erwartungen steigen, aber auch die Kommunikations- und Beratungsanforderungen.
Gute Geschichten aus dem Alltag von Handwerksbetrieben, die mit verständlicher Beratung Kundinnen gewinnen und langfristig binden konnten, stärken das Vertrauen in die Branche und zeigen: Wer erklärt, gewinnt zufriedene Kunden.
Jüngere Zielgruppen
Junge Menschen sind häufig weniger direkt von Heizkosten oder Sanierungspflichten betroffen – aber sie sind wichtige Multiplikatoren. Ihr hohes Klimabewusstsein macht sie empfänglich für positive Zukunftsnarrative. Projekte an Schulen, digitale Formate wie Videos oder Podcasts, in denen Schülerinnen Großeltern interviewen oder ihre eigene Wärmewende gestalten, machen die abstrakte Energiewende konkret.
Elemente effektiven Storytellings
Eine gute Geschichte lebt von Spannung, Nähe und Veränderung. Diese Elemente sind zentral:
- Charaktere: Im Mittelpunkt stehen echte Menschen – mit Sorgen, Fragen und Lösungen. Kein anonymer „Verbraucher“, sondern Frau Bauer, die sich für Solarthermie entschieden hat, oder Herr Yilmaz, der im Gemeinderat für Nahwärme gestritten hat.
- Konflikt: Jede gute Geschichte braucht einen Auslöser – etwa eine defekte Heizung, steigende Gaspreise oder einen Streit im Mietshaus.
- Lösung und Wendepunkt: Der Moment, in dem die Beteiligten eine Entscheidung treffen, sich informieren, Hilfe holen, umbauen – und etwas verändern. Das kann die Erzählung des Nachbarn oder die Entscheidung für eine Energiegenossenschaft sein.
- Ergebnis und Ausblick: Was hat sich verbessert? Was war überraschend einfach – oder besonders schwierig? Die Geschichte endet nicht mit dem Einbau der Heizung, sondern mit dem Alltag danach.
Tipps für die Praxis: So erzählt man Wärmewende
Wer Wärmewende-Geschichten erzählen will – als Kommune, Energieversorger oder Beratungsstelle – sollte ein paar Grundregeln beachten:
- Technische Sprache vereinfachen: Fachbegriffe wie „JAZ“, „Vorlauftemperatur“ oder „Primärenergiefaktor“ sind wenig verständlich für die Menschen und haben in der ersten Geschichte nichts verloren. Erzählen Sie in Alltagssprache.
- Bilder sprechen lassen: Nutzen Sie Fotos, Videos oder einfache Illustrationen, um Veränderungen sichtbar zu machen. Vorher-nachher-Bilder von Heizräumen oder Interviews mit Beteiligten bewirken mehr als Infotexte.
- Betroffene zu Beteiligten machen: Lassen Sie Menschen ihre eigene Geschichte erzählen. Statt über Mieterinnen zu berichten, lassen Sie sie selbst zu Wort kommen, ob per Zitat, Audio oder Video.
- Zielgruppen kennen: Jüngere Menschen erreicht man eher über Social Media, ältere überwiegend durch klassische Formate wie Zeitungsberichte oder Infoveranstaltungen.
- Regionalität zählt: Menschen vertrauen Geschichten aus ihrer Nähe eher als abstrakten Erfolgsberichten. Lokale Beispiele wirken stärker als internationale Best Practices.
Fazit: Die Wärmewende braucht Geschichten, die erwärmen
Technik allein wird die Wärmewende nicht stemmen. Was zählt, ist Vertrauen – und das entsteht durch gute Kommunikation. Storytelling macht die Wärmewende persönlich, emotional und verständlich. Es zeigt nicht nur, was technisch möglich ist, sondern wie es sich anfühlt, dabei zu sein. Denn am Ende geht es nicht nur ums Heizen – es geht ums Zuhause.
Storytelling ist natürlich kein Wundermittel, aber eine gute Ergänzung der reinen Vermittlung von Fakten und Informationen. Wichtig ist, dass die erzählten Geschichten glaubwürdig sind und nicht nur auf den persönlichen Erfahrungen des Erzählers beruhen. Dazu müssen die Menschen mit den Geschichten abgeholt und mitgenommen werden. Die Story sollte ihre heutige Situation aufnehmen und in der Lösung berücksichtigen. Dann wird die Geschichte authentisch und glaubwürdig.
Mein Angebot für Ihre Geschichten
Welche Geschichten können Sie aus eigenen Erfahrungen erzählen? Wem können Sie etwas zur Wärmeversorgung erzählen? Was können Ihre Kunden berichten? Es gibt so viele Themen der Wärmewende, die sich für Storytelling eignen. Sprechen Sie mich an, gemeinsam entwickeln wir für Ihre Zielgruppe Geschichten, die erwärmen.