Herausforderung der Kommunen im Prozess der kommunalen Wärmeplanung
Vor welchen Herausforderungen stehen die Kommunen bei der kommunalen Wärmeplanung und wie gehen sie damit um? Nach mehr als einem Jahr Gültigkeit des “Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung” ist Bewegung in die Planung gekommen. Erste Städte haben ihre Pläne schon beschlossen, viele sind mittendrin und andere stehen noch kurz vor dem Beginn ihrer Wärmeplanung.
Zum aktuellen Stand, der Entwicklung und den Herausforderungen für die Kommunen habe ich dem Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW) Fragen stellen dürfen.
Inhalt
Bewegung bei den Kommunen
Immer mehr Kommunen befassen sich mit der kommunalen Wärmeplanung. Nach einer Analyse des BDEW haben Ende 2024 98 Prozent der Kommunen mit mehr als 45.000 Einwohnern mit der Wärmeplanung begonnen oder diese schon abgeschlossen. Damit konnten auch Erfahrungen gesammelt werden.
Das KWW hat mehr als 900 Kommunen zu dem Stand und ihren Erfahrungen mit der Wärmeplanung befragt. Die Städte bewerten diesen Prozess als einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität. Doch die Herausforderungen sind groß, die Finanzierung und Zeitplanung sind oft schwierig. Auch der Prozess der Datenerhebung stellt sie oder ihre Dienstleister vor einige Herausforderungen. Die Einbindung lokaler Akteure und die Information der Öffentlichkeit sind auch neue Aufgaben. Viele Kommunen müssen noch ihren Weg finden, damit umzugehen.
Interview mit Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende

Den besten Überblick über die Herausforderungen und Schwierigkeiten der Kommunen hat das Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende. Nach etwas mehr als einem Jahr habe ich mich wieder an diese Experten gewandt und Fragen zu den bisherigen Erfahrungen gestellt. Vielen Dank an Manja Rothe-Balogh, Teamleiterin Kommunikation im Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende (KWW), für die Beantwortung meiner Fragen.
Wie haben sich die Herausforderungen der Kommunen bezüglich der Kommunalen Wärmeplanung im letzten Jahr entwickelt, was ist besser und was schwieriger geworden?
Manja Rothe-Balogh: Die Ergebnisse unserer Kommunenbefragung 2024 zeigen, dass die uns bekannten Herausforderungen weiter bestehen. Die Kommunen berichten von fehlenden Daten, offenen Finanzierungsfragen und einer aufwendigen Einbindung der lokalen Akteure.
Insbesondere kleineren Kommunen fehlen zudem oft das Personal und die Expertise. Trotz dieser Hürden können wir beobachten, dass die KWP vorangeht. Fast die Hälfte aller Kommunen ist bereits in den Prozess gestartet oder hat ihre Wärmeplanung abgeschlossen – der Trend: deutlich steigend.
Eine weitere positive Entwicklung: Neu in Kraft getretene Landesregelungen schaffen eine zusätzliche gesetzliche Grundlage, die die Datenerhebung und die Finanzierung der Wärmeplanung mittels Konnexität in den Kommunen künftig erleichtert. Immer mehr Bundesländer übersetzen das Wärmeplanungsgesetz (WPG) in eigene Regularien, zuletzt Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Bayern. Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Saarland und Thüringen haben ihre Landesregelungen im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht. Weitere Bundesländer befinden sich schon in der Abstimmung.
Im Gegensatz dazu stehen aktuell die bundespolitischen Rahmenbedingungen. Nach der Bundestagswahl bleibt offen, wie es künftig mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) weitergeht – und was eine mögliche Überarbeitung für die Wärmewende in den Kommunen bedeutet. Der Koalitionsvertrag trifft dazu keine klare Aussage.
Welche Rolle spielt die Fachkompetenz bei den kommunalen Mitarbeitern als planungsverantwortliche Stelle?
Bislang wurden Energiefragen überwiegend auf Bundes- oder Landesebene behandelt. Für die Kommunale Wärmeplanung müssen Kommunen deshalb zunächst neue Kapazitäten und Kompetenzen schaffen. Ihr Know-how wächst laut unserer Recherche mit dem fortschreitenden Planungsprozess. Trotzdem gibt jede fünfte Kommune mit fertigem Wärmeplan an, ein eher geringes Wissen zur Wärmeplanung zu haben. Vor allem kleine Stadtverwaltungen stoßen durch Personalüberlastung oder fehlende Expertise an ihre Grenzen. Gemeinsame Wärmeplanungen mit Nachbargemeinden – sogenannte Konvois – können vorhandene Ressourcen interkommunal bündeln.
Haben sich für einzelne Aufgaben der Kommunen mittlerweile Best-Practice-Lösungen entwickelt oder ist die Aufgabe der Wärmeplanung zu individuell?
Die eine Best-Practice-Lösung gibt es für die Wärmewende leider nicht, aber sehr viele Good-Practices: Jede der 10.700 Kommunen steht vor einer umfassenden Planung, die nur erfolgreich sein kann, wenn sie einen ganzheitlichen Blick auf ihr Versorgungsgebiet, mögliche Akteurinnen und Akteure sowie Bedarfe und Potenziale einnimmt. Es gibt mittlerweile viele gute Beispiele, aus denen Kommunen etwas für ihre eigene Wärmeplanung lernen können. Denn so unterschiedlich die Rahmenbedingungen sind, so ähnlich sind oft die Herausforderungen. Deshalb laden wir regelmäßig zu kostenfreien Online-Veranstaltungen ein, in denen Vorreiterinnen und Vorreiter ihre Herangehensweise vorstellen oder wir verschiedene Technologien der Wärmewende näher beleuchten. Viele Inhalte und Praxisbeispiele finden Kommunen auf unserer Webseite.

Wie gehen die Kommunen mit der Aufgabe der Beteiligung betroffener Akteure um?
Die Einbindung relevanter Akteurinnen und Akteure in die Kommunale Wärmeplanung bewerten viele Kommunen als aufwändig. Dementsprechend unterschiedlich ist die Beteiligung in den Städten und Gemeinden. Teilweise werden wichtige lokale Akteure wie die Stadtwerke nicht in die Planungsprozesse einbezogen. Dabei bringt eine frühzeitige Beteiligung von Verwaltung, Unternehmen und Öffentlichkeit viele Vorteile und ist essenziell für eine erfolgreiche KWP. Kommunen können das Fachwissen vor Ort nutzen, verschiedene Perspektiven berücksichtigen, Kompetenzen bündeln und mehr Akzeptanz für die Wärmewende schaffen.
Diejenigen, die lokale Akteurinnen und Akteure bereits erfolgreich beteiligt haben, empfehlen neben dem bilateralen Austausch zum Beispiel die Durchführung gemeinsamer Workshops oder sogar die Einbindung in die Steuerungsgruppe oder einen Beirat. Unser KWW-Leitfaden „Akteursbeteiligung in der Kommunalen Wärmeplanung“ enthält klare Empfehlungen, wie und wann relevante Akteurinnen und Akteure in den verschiedenen Prozessschritten einzubinden sind – sowohl gesetzlich verpflichtend als auch optional.
Ist die Information und Einbeziehung der Öffentlichkeit eine schwierige Aufgabe für die Kommunen und wie gehen sie damit um?
Obwohl eine frühzeitige und transparente Kommunikation Widerstände reduziert und Akzeptanz für die Veränderungen der Wärmewende schafft, fällt die Beteiligung der Öffentlichkeit zu Beginn der Wärmeplanung in den meisten Kommunen gering aus. Nur jede fünfte Kommune bezieht die Menschen vor Ort zu diesem frühen Zeitpunkt mit ein. Laut unserer Befragung 2024 steigt die Beteiligung im Prozess bis zur Umsetzungsstrategie auf 39 Prozent und nach Veröffentlichung des Wärmeplanes auf 55 Prozent. Wo eine Kommunikation stattfindet, machen Kommunen vor allem mit Präsenzveranstaltungen wie Bürgerforen oder Informationsabenden gute Erfahrungen. Auch das KWW beschäftigt sich mit diesem Thema. Wir wollen herausfinden, wie eine wirksame Kommunikation zur Wärmewende aussehen muss, damit sie Akzeptanz stiftet – und unser Wissen mit den Kommunen teilen, damit sie ihre Bürgerinnen und Bürger zielgruppengenau informieren können.
Fazit
Im ersten Jahr nach dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Wärmeplanung haben sich schon viele Kommunen auf den Weg gemacht. Viele Bundesländer unterstützen sie mit eigenen Regelungen und Arbeitshilfen. Doch die Aufgaben sind unverändert groß, wie die Finanzierung der Wärmeplanung, fehlende Daten, kundiges Personal und die Beteiligung der relevanten Akteure bzw. der Öffentlichkeit. Das KWW bietet den Kommunen wichtige Hilfen und beantwortet Fragen zu verschiedenen Bereichen der Wärmeplanung.
Meine Angebote zur kommunalen Wärmeplanung
Mit meinem Infobrief “Aktuelles zur kommunalen Wärmeplanung” informiere ich Sie jeden Freitag über die Entwicklungen in den Ländern und Kommunen. Ist das für Sie interessant, können Sie den Infobrief auf LinkedIn abonnieren. Für alle, die auf LinkedIn nicht vertreten sind, gibt es die Informationen zur Wärmeplanung als E-Mail Newsletter.
Sie sind als Mitarbeitende in der kommunalen oder regionalen Verwaltung tätig, sind Planer, Energieberater, Dienstleister oder interessieren Sie sich für das Thema? Dann gibt meine Dokumentation Kommunale Wärmeplanung der Bundesländer Ihnen einen Überblick über den Stand der Wärmeplanung in den Bundesländern. Diese Zusammenstellung hilft Ihnen, die notwendigen und wichtigen Informationen zu finden. Auf über 30 Seiten bietet Ihnen die Dokumentation für jedes Bundesland einen Überblick mit entsprechenden Links zu
- Gesetzen, Verordnungen und der Wärmestrategie
- Förderangeboten und
- Leitfäden, Energieatlas, Wärmebedarfskarten, Wärmekataster oder Potenzialkarten.
Noch mehr Texte zur kommunalen Wärmeplanung habe ich einer Übersichtsseite zusammengestellt.