Die 5 großen Probleme der Wärmewende
Es gibt 5 große Probleme der Wärmewende. Das Thema habe ich schon oft aufgegriffen und möchte dies noch weiter erörtern. In diesem Beitrag reagiere auf einen Text von Energieblogger Frank Urbansky. Er hat in der letzten Woche in einem Text erklärt warum die Energiewende auf der Stelle tritt. Er bezog sich dabei nur auf die Förder-Landschaft in Deutschland. Es werde vor allem der Neubau gefördert. Und der politische Kurs schlingert mit wechselnder Förderung und mit einem Scheitern des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), sowie der steuerlichen Förderung von Gebäudesanierungen. Das ist alles in der Tat ein Hemmnis für die Wärmewende. Doch die Ursachen für das Stocken der Wärmewende sind vielschichtiger. Ich habe fünf Gründe entdeckt, warum die Wärmewende auf der Stelle tritt.
Inhalt
Wärmewende ist vielschichtig
Zunächst möchte ich definieren, was die Wärmewende für mich bedeutet. Es geht dabei sowohl um den Wärmebedarf als auch um die Wärmeversorgung. Beide Bereiche müssen sich soweit verändern, dass eine klimaneutrale Wärmeversorgung erreicht werden kann.
Vor knapp drei Jahren habe ich schon einmal, im Rahmen einer Blogparade, versucht die Wärmewende zu definieren. Damals habe ich versucht zu zeigen, dass eine Wärmewende mehr ist als nur die Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien. Noch wichtiger als im Stromsektor ist eine Reduzierung des Wärmebedarfs notwendig, die gleichzeitig notwendig ist. In jedem Einzelfall muss das Optimum gefunden werden bei der Reduzierung des Wärmebedarfs, damit dieser mit erneuerbaren Energien gedeckt werden kann.
In einer Präsentation des Instituts für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme IZES gGmbH habe ich eine weitergehende Definition gefunden. Die Präsentation für eine Biogas-Konferenz der dena sagt ausdrücklich Wärmewende ist mehr als nur erneuerbare Energien im Wärmesektor. Dazu gehörten auch:
- Forcierung der Abwärmenutzung
- Forcierung von Energieeffizienzmaßnahmen
- Sektorkopplung
- Bürgerbeteiligung und Ausbau dezentraler Strukturen
- Sensibilisierung der Akteure durch Transformationsmanagement und Governance
Die 5 Probleme der Wärmewende
Wärmewende ist also ein sehr komplexes Thema. Einfache Antworten können wir daher nicht erwarten, wenn wir uns fragen warum die Energiewende im Wärmesektor nicht voran kommt. Ich versuche dennoch im Bereich der Gebäude fünf zentrale Probleme der Wärmewende aufzulisten. Dazu eine kurze Erklärung und eine mögliche Lösung des Problems.
Problem 1: Preis der fossilen Energieträger
Für die allermeisten Hausbesitzer stellt sich die Frage nach dem Preis. Welche Kosten kommen auf sie zu und wie hoch werden die Einsparungen sein? Bei den derzeit niedrigen Ölpreisen ist es leider schwer auf dieser Ebene zu argumentieren. Mit dem guten Gefühl einer Heizung mit erneuerbaren Energien kommt man leider häufig nicht weit in der Diskussion.
Lösung: Einführung einer CO2-Steuer. Ohne eine CO2-Steuer wird sich der Preis für fossile Energieträger in der Heizung so schnell nicht mehr ändern. Mit einer finanziellen Belastung von Öl und Gas wird sich der Umstieg auf andere Energieträger eher rechnen.
Problem 2: öffentliche Diskussion über Gebäudesanierung
Die energetische Gebäudesanierung hat in der Öffentlichkeit und in Medien keinen guten Ruf. Sie ist verbunden mit hohen Kosten, mit höheren Mieten und wenig Wirkung. Die geringe Einsparung liegt auch an dem geringen Preis für fossile Energieträger. Hinzu kommen Diskussionen über mehr Schimmel durch die Sanierung und Brennbarkeit der Fassadendämmung. Dies alles trägt mit dazu bei, dass weniger saniert wird. Eine sachliche Debatte, wo die Probleme wirklich liegen, findet leider nur wenig statt.
Lösung: Erfolgsabhängige Beratung und Förderung. Das Ziel jeder Sanierung muss die Einsparung sein und nicht die Erfüllung von Förderkriterien. Daher braucht die Förderung in Zukunft eine erfolgsabhängige Komponente, die nur bei der gewünschten Einsparung ausgezahlt wird. Dann verhalten sich die Nutzer auch entsprechend, zumindest im Einfamilienhaus.
Problem 3: Entscheidung für Komplettsanierung, nur Heizung oder nur Hülle?
Wer eine Gebäude energetisch sanieren möchte, steht vor der Wahl einer teuren Komplettsanierung oder Sanierung der Gebäudehülle, bzw. der Heizung. Welche Lösung ist die jeweils beste Lösung? Was macht für den Eigentümer jeweils Sinn? Die Antworten auf diese Fragen sind nicht gerade einfach. Vermutlich erhält man von drei Energieberatern fünf Lösungen. Das macht die Sanierung nicht einfacher.
Lösung: Individueller Gebäudesanierungsfahrplan. Mit dem individuellen Sanierungsfahrplan erhalten die Eigentümer einen tragfähigen Fahrplan für die Sanierung an die Hand, der auf einer weitgehend ganzheitlichen Betrachtung des Gebäudes basiert. Der Fahrplan bietet sowohl den Einstieg in konkrete erste Maßnahmen als auch eine Zukunftsperspektive für das Gebäude (Quelle: dena). Dieser Fahrplan zur Sanierung wird seit dem 01.07.2017 von der BAFA gefördert.
Problem 4: Vielfalt auf dem Heizungsmarkt
Wer eine neue Heizung einbauen möchte, hat die Qual der Wahl. Von der Wärmepumpe über Solarthermie bis hin zu Pellets oder Holzhackschnitzel reicht die Palette. Das war aber nicht alles, es gibt auch Mischformen von verschiedenen Heizungen, sogenannte multivaltente oder Hybrid-Heizungen. Oder soll es doch die Brennstoffzelle sein? Bei der Auswahl ist es also nicht einfach die richtige und passende Heizung zu finden.
Lösung: keine. Eine pauschale Aussage kann ich nicht geben. Wichtig ist die Frage was soll erreicht werden und was sind die Voraussetzungen am Gebäude. Danach muss ein Energieberater oder Heizungsexperte weiter helfen.
Problem 5: Komplexe Förderlandschaft
Eigentlich ist die Förderung für die energetische Gebäudesanierung heute so gut wie noch nie. Ist das in den Köpfen der Menschen angekommen? Die wechselnde Förderung in der Vergangenheit ist noch nicht vergessen. Hier muss ich Frank Urbansky recht geben. Hinzu kommt, dass es schwierig ist sich einen Überblick über sämtliche Förderangebote zu verschaffen. Neben KfW und BAFA gibt es noch viele weitere Förderangebote auf Länderebene und von Kommunen.
Lösung: Überblick oder Förderfinder. Ein Überblick ist vermutlich nur für Energieberater sinnvoll. Für Eigenheimbesitzer wird es zu komplex und unübersichtlich. Hilfreich finde ich eine Art Förderfinder, wie der von CO2online.
Und was sind Eure Probleme der Wärmewende?
Sicher gibt es noch weitere Probleme der Wärmewende. Das sind zumindest die fünf größten Hindernisse im Gebäudebereich. Fallen Euch noch weitere Probleme und Hürden ein? Ich bin gespannt, was kommt und werde versuchen darauf einzugehen und nach einer passenden Lösung zu suchen.
Was haltet Ihr eigentlich von meinen Lösungsvorschlägen?
Ein Nutzer möchte hauptsächlich nur eine Dienstleistung haben, den warmen oder kalten Raum, und das möglichst kostengünstig.
Wenn man im Alltag versucht durch sein Verhalten CO2 einzusparen (z.B. durch regionales Obst und Gemüse) und auf der anderen Seite noch sehr alte und ineffiziente Heizanlagen und wenig Dämmung hat, so nutzt man sein Potential nicht komplett.
Gerade eine technologieneutrale Betrachtung ist hierbei sehr wichtig. Was bringt dem einzelnen Nutzer wirklich was? Hier wird von Ihnen eine Betrachtung der CO2-Begrenzung (durch CO2-Steuer oder CO2-Zertifikate) oder eine Förderung von Sanierungen der Hülle oder Anlagen ins Feld gebracht. Das kann beides sinnvoll sein.
Die Besitzer und Nutzer eines Gebäudes sind nicht immer die gleiche Person, so dass dort Zielkonflikte entstehen. Ein Vermieter möchte tendenziell sanieren, wenn er einen Nutzen daraus zieht oder dazu gezwungen wird. Das hemmt massiv die Sanierung der Hülle und Anlagen und somit eine Einsparung von CO2 in der deutschen Gebäudelandschaft.
Informationen über die Anlagen zu erhalten ist sehr schwer. Selbst bei großen Nichtwohngebäuden werden die vorhandenen Daten der Anlagen zu selten aufgezeichnet und genutzt, um die Anlagen zu optimieren. Das geschieht auch vor allem aus Zeit- und Kostengründen. Hier ist auch ein großes Hemmnis in der Gebäudelandschaft zu finden.
Das sind gute und wichtige Punkte, die Sie ansprechen. Aber es gibt so viele verschiedene Akteure. Diese müssten eigentlich alle einzeln betrachtet werden. Neben den Vermieter und Mieter haben die Eigenheimbesitzer und Eigentümer einzelner Wohnungen jeweils wieder ganz andere Interessen. Die Nichtwohngebäude kommen dann noch dazu, auch wieder mit Eigentum und Miete.
Danke, Andreas. Das ist sehr erhellend. Ich hab mich in der Tat nur auf den politischen und gesetzlichen Rahmen gestürtzt, den ich in der Tat verwirrend und hinderlich finde. Aus meiner Sicht wäre eine CO2-Verteuerung (und/oder eine Strompreisvergünstigung) , egal ob Umlage oder Steuer, der einzige Weg, aus dem Dilemma rauszukommen. Und selbst dann wird dieses eher abseitige Thema (wen interessiert schon, was im Keller steht) immer noch schwer anzuheizen sein.
Schön, dass Du meine Antwort richtig aufgefasst hast. Die politische Dimension ist nur ein Teil des Problems, das wollte ich auch zeigen. Aber das stimmt, ich hätte noch ein weiteres Problem hinzu fügen können. Es interessieren sich zu wenige für die Heizung. Nur dafür habe ich keine Lösung parat.