Die Startups beim Gründerforum der Berliner Energietage 2017
Beim Innovations- und Gründerforum am dritten Tag der Berliner Energietage 2017 trafen Gründer, bzw. Mitarbeiter von Startups auf interessierte und kritische Anwender aus der Praxis. Seit 2011 hat sich das Gründerforum zu einem festen Bestandteil der Energietage entwickelt. Auffällig war in diesem Jahr das Interesse einiger Praktiker, gut sichtbar durch die Qualität einiger praxisorientierter Fragen nach den Präsentationen der Startups. Dies zeigt den Bedarf und das Interesse an innovativen Technologien und Geschäftsmodellen im Energiebereich. Nach der Vorstellung einiger Daten zu grünen Gründungen vom Borderstep-Institut konnten sich einige Startups den Teilnehmern vorstellen und ihre Fragen beantworten.
Inhalt
Daten zur grünen Gründerszene in Deutschland
Mit dem Green Economy Gründungsmonitor erfasst das Borderstep-Institut seit 2013 die Entwicklung grüner Gründungen in Deutschland und im europäischen Vergleich. Mit dem Begriff „Green Economy“ werden Unternehmen bezeichnet, deren Produkte, Technologien und Dienstleistungen einen nachweisbaren positiven ökologischen Einfluss haben. Dies ist damit ein Querschnittssektor, der sich in allen Branchen wieder findet.
Die grünen Gründungen waren in 2015 das größte Gründungsfeld in Deutschland nach dem Handel, mit 21.500 Gründungen. Bemerkenswert ist, dass 86% der Gründungen im Energiesektor und 54% der Gründungen im Bausektor zur Green Economy gerechnet werden können. Auch innerhalb der grünen Gründungen ist der Energiesektor am stärksten vertreten mit einem Anteil von mindestens 2/3 der grünen Gründungen.
Innerhalb von Deutschland zeigt der Green Economy Gründungsmonitor, dass in Hamburg und Schleswig-Holstein im langjährigen Mittel seit 2006 die höchste Gründungsintensität besteht. Erst danach kommt die Gründerhauptstadt Berlin. In Berlin ist jedoch das Gründer-Ökosystem im Energiebereich am besten ausgebaut, durch zahlreiche Acceleratoren und den EUREF-Campus.
Die Startups beim Gründerforum der Berliner Energietage
Wie schon seit einigen Jahren können sich Startups beim Innovations- und Gründerforum dem Publikum der Berliner Energietage vorstellen. Daraus können sich durchaus interessante Kontakte für gemeinsame Projekte ergeben. Manche der jungen Unternehmen sind schon ein paar Jahre auf dem Markt, andere ganz frisch auf dem Markt und wieder andere stehen noch in der Entwicklungsphase.
Der digitale Energieexperte in Gewerbeimmobilien mit smartB
Normalerweise müssen viele einzelne Zähler installiert werden, damit der Energie- oder Facilitymanager einer Gewerbeimmobilie den Stromverbrauch zuordnen kann. Mit dem intelligenten Meßgerät von smartB, das zentral installiert wird, und der intelligenten Analyse-Software kann verhältnismäßig günstig der Stromverbrauch in Echtzeit untersucht und sogar einzelnen Verbrauchern zugeordnet werden. Damit können die Energie- oder Facilitymanager schnell erkennen welche Geräte aktuell in Betrieb sind und welche Geräte defekt sind. Dieses proaktive Energiemanagement spart im Alltag Zeit, aber vor allem auch Energie und Kosten. Energieberater werden mit dieser Funktion jedoch nicht überflüssig, sie erhalten nur eine bessere Datengrundlage für ihre Arbeit.
Verbindung von Internet und SHK-Handwerk mit perto
Auch im digitalen Zeitalter benötigen wir analoge Handwerker. Dies hat Sebastian Schröer, Gründer von perto GmbH, sehr schön gezeigt. Gemeinsam mit Olivier Eising, Geschäftsführer der Wamo Zentralheizungsbau und Sanitäre Anlagen GmbH zeigte er wie seine Dienstleistung helfen kann den Austausch der vielen alten Heizungspumpen zu beschleunigen. Für Handwerker ist es viel zu aufwändig zum Kunden zu fahren, das Einsparpotential einer neuen Punpe zu ermitteln, ein Angebot für eine neue Pumpe zu schreiben und dem Kunden noch bei dem Antrag für die Förderung zu helfen. Mit dem Service von perto erhalten die Hausbesitzer relativ schnelle Daten zur möglichen Einsparung, ein Angebot für eine neue Pumpe und Hilfe bei der Antragsstellung für die Förderung.
Strom dort erzeugen wo er benötigt wird mit organischer Photovoltaik
Solarstrom muss nicht auf großen Freiflächen-Anlagen oder auf unschönen Dach-Anlagen erzeugt werden mein Nikolai Koehler von der oSol:e GmbH aus Potsdam. Daher befasst er sich Anwendungen für Solarfolien, der organischen Photovoltaik. Diese könne auf Fahrzeugen, wie LKW oder Zügen, geklebt werden, um den Strombezug oder Energieverbrauch zu verringern. Auch Hausfassaden können mit verschieden farbigen Solarfolien zur Stromerzeugung bekleidet werden. Doch dies sind noch reine Studien oder Pläne für die Zukunft, daher werden heute Produkte, wie hochwertige Solarleuchten für den Garten entwickelt und angeboten.
Laden von Elektrofahrzeugen vereinfacht mit plugsurfing
Ein großes Problem der Elektromobilität ist das Laden der Fahrzeuge. Wo finde ich die nächste passende Ladesäule und wie wird dort abgerechnet? Mit der plugsurfing App und dem Ladeschlüssel soll es deutlich einfacher sein. Damit bringt plugsurfing die Betreiber von Ladesäulen und Besitzer von Elektrofahrzeugen zusammen. Über eine Ladekarte kann man bei vielen unterschiedlichen Betreibern laden und die passende freie Ladesäule über die App suchen.
Aktivierung des Handelns für Klimaschutz mit greensoeasy
Dem vermutlich schwersten Thema, der Aktivierung der Menschen für klimafreundliches Handeln im Alltag, hat sich die greensoeasy UG verschrieben. So viele wollen Energiewende und Klimaschutz, aber nur ein Teil davon richtet sich im Alltag danach. Mit Hilfe einer App möchte greensoeasy für mehr für den Nutzen klimafreundlichen Handlungen werben.
Neue Wege für die Kleinwindkraft auf Hausdächern mit Crestmill
Die großen Windenergie-Anlagen werden immer höher und haben größere Rotor-Durchmesser, verändern sich aber nicht mehr im Prinzip und Aufbau. Bei der Kleinwindkraft, die sich noch in einer kleinen Nische befindet, werden immer wieder neue Technologien ausprobiert. So auch bei Crestmill, das aus einer Master-Arbeit von Rainer Marquardt an der HTW Berlin entstanden ist. Viele parallel sitzende Module auf dem Dachfirst fügen sich relativ unauffällig in die Optik des Hauses ein. Diese können somit gut PV-Anlagen ergänzen und die Autarkie der Hauseigentümer erhöhen. Diese Kleinwindkraftanlagen sind jedoch noch in der Testphase. Aktuell werden Prototypen auf einem Teststand bei Berlin untersucht.
Wachsendes Interesse an Energie-Startups im Gründerforum der Berliner Energietage
Es gibt wenige Veranstaltungen bei denen Menschen, die sich mit Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Elektromobilität im Alltag beschäftigen, auf innovative Startups treffen. Doch das Interesse war da und die Verbindung schien in diesem Jahr gut zu passen. Das war für mich, neben der Vorstellung der Startups, die wichtigste Erkenntnis des Innovations- und Gründerforums bei den Berliner Energietagen 2017. Schön, dass mit der grünen Gründerszene das Interesse an den Gründerunternehmen aus Berlin und Brandenburg bei den Energietagen wächst.