Warum sind erneuerbare Energien im Heizungskeller nicht gefragt?
Der Start der Serie „Heizen mit erneuerbaren Energien“ war passend, denn in der vergangenen Woche wurden die neuesten Zahlen zur Entwicklung der Heizungstechnologien auf dem deutschen Markt veröffentlicht. Die Entwicklung der Erneuerbaren Energien im Heizungsmarkt ist noch schlechter als erwartet. Nach den Zahlen bei WiWo Green kommen Solarthermie, Holzkessel und Wärmepumpen auf einen Marktanteil von nur 19%. Das ist der niedrigste Stand seit zehn Jahren.
Diese Negativ-Entwicklung ist schon erschreckend genug. Aber bei den verbleibenden 80 Prozent für Öl- und Gaskessel haben die veralteten Niedertemperaturkessel höhere Wachstumsraten als moderne Brennwertkessel, die einen höheren Wirkungsgrad aufweisen.
Entwicklung der Heiztechnologien mit erneuerbaren Energien
Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie hat noch keine Zahlen veröffentlicht, daher berufe ich mich auf die Zahlen, die bei WiWo Green genannt werden. Die Entwicklung bezieht sich auf die ersten acht Monate des Jahres 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
- Holzpelletkessel minus 19 Prozent
- Holzhackschnitzel-Heizungen minus 36 Prozent
- Solarthermie minus 13 Prozent
- Wärmepumpe minus 5 Prozent
Wie würden die Zahlen aussehen ohne die Änderungen im Marktanreizprogramm?
Was sind die Gründe für die negative Entwicklung der erneuerbaren Wärme?
Auch wenn eine einfache Antwort nahe liegt, ist sie nicht die alleinige Erklärung für diese Entwicklung. Vermutlich haben alle Gründe ihre Rolle in diesem Trend. Ich mache es mir aber nicht zu einfach und schiebe die Ursachen auf die Politik, die anderen Gründe sind bedeutender für diese Entwicklung:
- Niedriger Öl- und stabiler Gaspreis: Dieses Argument liegt nahe und trifft sicher für die meisten Besitzer einer alten Heizung zu. Warum viel Geld ausgeben, wenn Öl und Gas (momentan) so günstig sind? Die häufig gestellte Frage, wann sich das rechnet, wird aktuell leider eher zu Gunsten von Gas und Öl beantwortet.
- Mangelndes Interesse der Hersteller: Ich war in diesem Jahr auf der Heizungsmesse ISH in Frankfurt am Main. Dort spielten Gas-Brennwertheizungen die Hauptrolle und erneuerbare Energien kamen nur am Rande vor (wenn überhaupt). Lässt sich damit weniger Geld verdienen?
- Einfacher Austausch vs. komplexer neuer Technologie: Für den Handwerker ist es einfacher eine alte Heizung gegen eine baugleiche neue Heizung auszutauschen als die Heizung neu zu planen, der Aufwand muss auch bezahlt werden. Das Handwerk ist sicher gut ausgebildet, aber um erneuerbare Energien für die Heizung dem Kunden zu verkaufen, braucht es Überzeugungskraft und selbst den Willen mehr erneuerbare Energien einzusetzen, wie in diesem Beispiel bei ecoquent-positions.com.
- Wärme wird nur als Abfallprodukt der Stromwende betrachtet: Die Energiewende fokussiert sich auf den Ausbau der Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien, auf den Ausstieg aus der Kernkraft und aus der Kohleverstromung. Die Wärmeversorgung spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, ungeachtet der CO2-Emissionen unserer Heizungen. Aber nur auf Power-to-Heat oder auf Power-to-Gas zu setzen, das wird nicht ausreichen für eine Wärmewende.
Was denkt Ihr woran diese Entwicklung liegt? Seht Ihr die Gründe anders oder habt Ihr weitere Gründe für die negative Entwicklung bei der erneuerbaren Wärme?
Ein sehr interessanter Artikel der wohl viel Wahres enthält. Man sieht halt immer wieder, das oft der Mensch quasi immernoch sich selbst im Weg steht. Leider ist das Thema Energiewende schon wieder "langweilig" oder zu viel geworden, gerade weil die Verantwortlichen viele Fehler machen.
Es gibt natürlich auch aktuell noch ganz andere Themen, die ebenfalls wichtig sind. Aber ich vermute, die Energiewende wird bewusst klein gehalten oder so lange verändert, bis sie den Verantwortlichen wieder gefällt. Das Thema Wärme ist dabei nur ein Teilaspekt, der bislang zu kurz kommt und eigentlich nur auf den Austausch der Heizkessel reduziert wird. Auch im Heizungssektor müssen wir den Fokus auf erneuerbare Energien lenken, das ist bisher zu wenig erfolgt.
Ach weißt Du, ich glaube es erscheint viel zu kompliziert. Wen erschreckt es nicht, wenn in der Energieberatung erst ermittelt werden kann, was danach geplant werden kann. Das zweite große Problem ist die Vorfinanzierung. Könnte man all dies leasen, weil es kalkulierbar genug für Geldgeber wäre, dann könnte ein einfaches Paket geschnürt werden. Stell Dir vor, Du musst gar nicht über etwas vierstelliges nachdenken, sondern zahlst einfach so wie bei einen 2-stelligen Betrag monatlich an Deine Lovely-Heat-Company. Wenn die erneuerbare Wärme sich rechnet, dann kann man sie vorfinanzieren. Wenn sie sich nie rechnen könnte, dann ist das ganze Thema vom Tisch. Wenn ich in diese Richtung träume, dann wünsche ich mir Mäzen, die vollständige Modernisierungen als Infrastrukturinvest betrachten. Dafür bräuchte es nur innovative Köpfe, die es dem Investor und dem Kunden einfach machen.
Hey Andreas,
bei der nächsten ISH musst du mal bei STIEBEL ELTRON vorbeischauen! Lade dich gerne zu einem Rundgang ein, um alle deine Fragen in Ruhe zu beantworten. Wir spielen das Thema Erneuerbare Energien nämlich groß, weil es uns wichtig ist!
Hier unser Messe-Video von diesem Jahr für einen ersten Einblick: https://blog.stiebel-eltron.de/ein-stand-voller-energie/
Viele Grüße
Mareike
Hi Mareike,
ich muss zugeben, dass ich in diesem Jahr auf der ISH den Stand von Stiebel-Eltron weniger genau angeschaut habe als noch in 2013. Mein subjektiver Eindruck war, dass in 2013 das Thema Eigenverbrauch von PV-Strom wichtiger war. Aber meine Kritik zielt eher auf die ganz großen Hersteller, die das komplette Spektrum der Heizungstechnologie anbieten und die erneuerbare Energien für die Heizung nur als Randprodukt gezeigt haben.
Schöne Grüße,
Andreas
Was der Bauer nicht kennt..,. Viel liegt an den Handwerkern, die immer noch erster Berater ihrer Kunden sind. Und die bauen gern das ein, was sie kennen. Das sind nun mal Öl- oder Gaskessel, zum Glück mit der neue EnEV und dem Labeling nur noch Brennwert-Geräte.
Zudem muss man unterscheiden zwischen Neubau und Sanierung. Im Neubau ist alles möglich und die WP hat hier einen guten Stand. Im Altbau hingegen ist das reine Auswechseln nicht nur einfach und bequem, es macht auch keinen Dreck. Wenn ich eine Wärmepumpe nachträglich installieren wollte, wäre eine Fußbodenheizung ideal. Die jedoch nachträglich einfräsen macht niemand. Solarthermie ist auch ein Problem, da ich hier mit Flüssigkeiten arbeite, die mit einem vorhandenen Heizungskreislauf kombiniert werden müssen – auch aufwändig. PV ist da einfacher, wiel ich nur ein Kabel vom Dach runterlegen muss. Deswegen werden es die Erneuerbaren im Bestand schwer habenn. Biomasse wäre eine gute Alternative, weil die auf eine ähnliche innerhäusliche Infrastruktur setzt wie Öl und Gas. Aber auch hier gilt: Was der Basuer nicht kennt … Die Pelletsleute können ein Lied davon singen