Allein mit der Stromerzeugung ist die Energiewende unvollständig
Eigentlich kann ich ja zufrieden sein, meine Beiträge zu den Themen Energieeffizienz und Energiesparen finden immer mehr Beachtung und immer mehr Leser. Die Verbreitung der letzten Beiträge zu diesen Thema waren recht gut und ich habe mir mit diesem Schwerpunkt sicher schon einen guten Namen erarbeitet. Dennoch kann ich da nicht zufrieden sein, wenn ich mir die Bedeutung dieser Themen innerhalb der Energiewende anschaue. Daher wird dies mein erster Rant auf die Energiewende werden.
Energiewende bedeutet in der öffentlichen Diskussion, in der Politik und auch bei den Unterstützern nur die Konzentration auf das EEG, sowie den Ausstieg aus Atom- und Kohlestrom. Das reicht dann schon. Ja, auch bei den aktivsten Unterstützern der Energiewende beschränkt sich die Energiewende auf die Stromerzeugung. Am Aufruf zur Energiewende-Demo am 10. Mai lässt sich das gut ablesen, was Energiewende bedeutet.
Überall Vorbehalte gegen Energieeffizienz?
So oft höre oder lese ich den Satz „Ist doch egal wie viel Strom ich verbrauche, wird doch eh bald alles mit erneuerbaren Energien erzeugt“. In welcher Traumwelt leben die denn? Bei der aktuellen Politik dauert es doch noch länger, bis das Ziel erreicht ist. Mit mehr Anstrengungen in der Energieeffizienz aber kann es deutlich schneller gehen.
Oder ich bekomme den Satz zu lesen „Energieeffizienz gibt es doch gar nicht, was auf der einen Seite gespart wird, das wird dann woanders mehr verbraucht“. Sind die in die FDP eingetreten, wo man so etwas lesen kann, oder warum soll der Rebound-Effekt auf einmal 100% betragen? Jede einzelne Effizienz-Maßnahme lohnt sich.
Dann gibt es natürlich noch die, die weiterhin Energieverschwender kaufen wollen, sich über die Verbote der EU aufregen und sich bei nächster Gelegenheit über hohe Stromkosten beschweren. Häh??? Geht´s noch?
Energiesparende Produkte im Haushalt oder Unternehmen sind der beste Beitrag zur Senkung der Stromkosten und sorgen für geringere Auswirkungen von Preisanstiegen der Zukunft. Wenn ich den durchschnittlichen Stromverbrauch eines Vier-Personen-Haushaltes von 4-5.000 kWh sehe, dann frage ich mich wie das gehen soll. Wir liegen zu viert bei gerade mal 40% davon, ohne Einschränkungen und mit weiterem Spielraum zur Einsparung.
Wo bleibt die Wärmewende?
Bis jetzt habe ich mich nur auf Strom konzentriert. Noch so ein Fehler der Energiewende. Wenn wir ernsthaften Klimaschutz wollen, dann müssen wir uns auch mit der Wärmewende befassen. Das trifft auch auf die Reduzierung der Energiekosten zu.
Doch dieser Bereich scheint zu kompliziert und zuwenig attraktiv zu sein. Wie sonst ist zu erklären, dass sich in diesem Bereich nichts bewegt, wo doch gerade im Gebäudebestand noch ein großes Potential zu finden ist. Aber die Skeptiker und Scharlatane finden nicht nur in den großen Medien mehr Gehör als die Fachleute – Stichworte Dämmwahn und Dämmfolie reichen hier aus.
Das alles stimmt nicht gerade zuversichtlich für eine umfassende Energiewende. Doch diese brauchen wir noch viel mehr als die reine Stromwende. Den Einsatz für die Stromwende möchte ich hier nicht schlecht machen, der ist wichtig, aber eben nur ein Teil der Energiewende. Die anderen Bereiche benötigen und verdienen den gleichen Einsatz.
Inspiriert durch den aktuellen Technology-Review Beitrag: Fixiert auf die Erzeugung
Interessanter Punkt, dass die Wärmewende deshalb uninteressant sein könnte, weil dadurch auf jeden Fall Steuerausfälle durch die Einsparungen passieren. Beim Strom versucht man sich die Steuern ja auf die unglaublichste Art und Weise wieder zurückzuholen. Werde mir diesen Punkt noch etwas mehr durch den Kopf gehen lassen und Danke Andy für diesen „Rant“.
Meine Vermutung, warum es mit der Wärmewende hakt, ist, dass dieser Bereich – anders als im Strom – kleinteiliger ist. D. h. hier gibt es keine großen Interessenverbände, die Druck machen. Hier gibt es keine neuen Fabriken einzuweihen, sondern in der Regel würden „nur“ viele tausend Handwerker verschiedener Gewerke profitieren. Die haben keine vergleichbare Lobby, die die Politik in Bewegung versetzen kann.
Der Wärmesektor ist zudem sehr intransparent und komplexer. Wer kennt schon den eigenen Wärmeverbrauch, die eigenen Heizkosten odergar den Preis pro kWh für die Heizung?
Auch bei der Diskussion – in Folge der Krise in der Ukraine – um die Abhängigkeit vom russischen Erdgas haben die wenigstens Meinungsmacher (und das Publikum noch seltener) verstanden, dass wir Erdgas kaum für die Stromerzeugnis benötigen. Allein durch mehr Energieeffizienz bei Wärmeerzeugung und -verbrauch könnten wir mehr Erdgas einsparen, als wir von Russland importieren. Hier könnten Politiker, die es ernst meinen mit dem Klimaschutz noch Meriten ernten.
Vorerst mal herzlichen Dank, dass hier das Thema mit Ernst und Sachverstand im Blick bleibt.
Nachtrag
Aus außerhalb unserer Energiebloggerszene gibt es Leute welche sich „Gedanken über unsere Zukunft machen“ ein Titel mit Aussagekraft :
„Primärenergieverbrauch 2013: Deutschland postfossil im Jahr 2154“
hier zu finden : http://www.energycomment.de/primaerenergieverbrauch-2013-deutschland-postfossil-im-jahr-2154/
ZITAT :
1990 wurden noch 13017 PJ an fossilen Energieträgern (Kohle, Gas, Öl) verbraucht, 2013 waren es 11193 PJ. Das ist ein Rückgang fossiler Abhängigkeit um 1824 PJ bzw. 14% in 23 Jahren. Wenn der Rückgang fossiler Mengen mit derselben Geschwindigkeit weitergeht, wäre Deutschland im Jahr 2154 von fossilen Energieträgern unabhängig… 😯
Deutschland hat also weiterhin eine Energieversorgung, die vor allem auf der Verbrennung fossiler Energieträger basiert. Kohle, Erdgas und Mineralöl erzeugten 2013 79,9 Prozent der deutschen Primärenergie.
ZITATENDE
Werd ich wohl eher nicht mehr erleben, immerhin bin ich Heute schon im Rentenalter …. 🙄
Allein mit der Stromerzeugung ist die Energiewende unvollständig…
Ein Umstand, der leider „außen vor“ bleibt. Es ist schon schwierig genug die Absicht, „wenigstens“ die Stromerzeugung auf ausschließlich EE inklusive des dazu benötigten Umfelds (Speicher etc.) „umzustellen“.
Der Ansatz, den gesamten Primärenergiebedarf als Ziel zu sehen, geht dabei meist völlig unter. Primärenergieverbrauch in Deutschland 2012 (13.757 PJ – vorläufig) Leider muss das umgerechnet werden um eine Idee zu bekommen wie viel das in kWh wohl sind : 3,6 Petajoule [PJ] = 1 Tera Watt Stunde [TWh]
~ 3.821 TWh (Tera = Billionen = 1012) davon entfallen ~ 1.591 PJ = 0,442 TWh (11,6%) bereits auf EE. Es fehlten 2012 also „lediglich“ 3.379 TWh
Nun diese „Kleinigkeit“ werden spätestens unsere Enkel „auf die Reihe bringen“. Ob das so sein kann, darf jeder mal selbst nachrechnen, neben D gibt es jede Menge „Mitbewerber“, welche sich alle gleichzeitig an den „Energiereserven“ bedienen. Wer Lust hat, kann ja mal nachlesen was ich dazu verfasst habe :
http://ccworms-2.de/viewtopic.php?f=99&t=121&p=430#p427
Was mir besonders aufs Gemüt schlägt, sind die Meinungen „es werden ja dauernd irgendwo“ Erdöl, Erdgas usw. in „riesigen Mengen“ gefunden. Nun Energie lässt sich auf verschiedene Weise darstellen. Umrechnung vom einen in ein anderes System gibt es reichlich. Für meine „Berechnungen“ habe ich die „Rohöleinheit (RÖE)“ genutzt, weil sich damit auch unterschiedliche Quellen recht anschaulich zu einem Wert zusammenfassen lassen. Dabei kam es mir besonders darauf an, bei neuen „fantastischen Funden“ schnell umrechnen zu können für wie lange dieser „Fund“ wohl für die einzelnen Protagonisten wohl reichen mag.
Um einigermaßen „realistische“ Vergleiche zu treffen, habe ich jeweils die Werte aus 5 zurückliegenden Jahren genutzt und jeweils Durchschnittswerte gebildet. Ein wirklich interessanter Wert – die Freunde überm Teich verbraten seit Jahren jährlich um die 2,7 km³ (Kubikkilometer !) RÖE – wie hier in EU schaffen (10 Länder) „leider“ nur 1,7 km³ (Kubikkilometer !) RÖE so bleibt für die „übrige Welt“ auch noch was über.
Nun nachdem ich den auf einer sehr obskuren Seite gefunden „Sensationsfund“ von „47 Milliarden Liter (Korrektur nach oben wahrscheinlich)“ in „relation gesetzt habe, werde ich versuchen mich allen Funden in dieser Weise „anzunehmen“.
Mein Fazit, wenn es nicht gelingt mit „voller Kraft“ Power to Gas in geradezu gigantischen Mengen zu verwirklichen, sieht es sehr düster aus für die Welt von Morgen. Strom aus EE dürfte das geringste aller Sorgen dabei sein – leider tun alle so, als bliebe „uns“ noch seeeehr viel Zeit…..
Die Größenordnung des Energieverbrauchs im Verhältniss Strom- zu Wärmeverbrauch dürfte den 4- 5-fachen Wert in kWh betragen.
Nur ist Strom auch 4-5mal so teuer wie Heizenergie.
Am Beispiel 4- Personenhaushalt mit durschnittlichem Jahresverbrauch von 4-5.000 kWh gemessen, liegt der Wärmeverbrauch im Gebäudebereich bei vielen Einfamilienhäusern weit über 25.000 kWh.
Warum es mit der Wärmewende hapert?
Nun durch die Stromwende und Verteuerung des Stroms für die Endverbraucher, lassen sich neben dem „politischem Klima-Alibi“ auch mehr Steuern generieren.
Bei der Wärmewende entstehen durch Einsparung in erster Linie Steuerausfälle durch schwindende Verbrauchssteuern.
Politiker, gleich welcher Partei möchten dies natürlich tunlichst vermeiden !
Die Wärmewende kostet Geld.
Geld dass investiert werden muss um zu sparen. Und Geld dass durch Energieeffizienz an Verbrauchssteuern dauerhaft verloren geht.
Zu Steuereinnahmen aus Energie – und Mehrwertsteuer, und warum diese für den Staat und die Politik so wichtig sind , findet sich auch hier was:
http://wdvs.enbausa.de/blog/waermedaemmung-mathematik-ist-nicht-diskutierbar.html#comment-227
Für wirklichen Klimaschutz interessiert sich heute leider fast niemand mehr.
Werner Henke
Hallo Andreas,
Wie recht du hast! Wird Zeit, dass die Energiewende auch über den Strom hinaus betrachtet wird. Energieeffizienz wird da eine sehr wichtige Rolle spielen. Leider ist es in vielen nicht angekommen, dass “nicht ausgeben“ auch eine Form von Ertrag ist.
Sonnige Grüße,
Christian