Interview zum Stand der LED-Technik
In den letzten Wochen und Monaten habe ich mich immer mal wieder mit dem Thema energiesparende Beleuchtung und speziell mit LED-Technik befasst. Ich habe das neue Energielabel für Leuchtmittel erklärt, wichtige Informationen zum Kauf von LED-Leuchtmittel gegeben und die Effizienz von LED anhand des neuen Weltrekords erklärt. Dabei habe ich selber sehr viel lernen können über die LED-Technik.
Ein Blogger, der bestens Bescheid weiß beim Thema LED und auch den Markt gut kennt, ist Wolfgang Messer. In seinem Fastvoice-Blog klärt er auf und informiert über die neueste LED-Technologie, zeigt und testet neue LED-Produkte und nimmt Sonderangebote besonders kritisch unter die Lupe. Da freue ich mich, dass er mir einige Fragen zu diesem Themenbereich im Vorfeld der Messe Light + Building beantwortet hat.
LED-Blogger im Interview
In vielen Fällen sogar mehr als das. Einerseits gibt’s inzwischen eine riesige Angebotsvielfalt für den echten 1:1-Ersatz („Retrofit“) fast aller bisherigen Sockelversionen – mit adäquaten oder sogar besseren Leistungswerten. Andererseits sind mit LED-Lampen und -Leuchten ganz neue Variationen möglich: Etwa „kältere“ Farbtemperaturen, dynamische (Fern-)Steuerung der Lichtfarben, fokussiertere Lichtkeulen zur gezielten Beleuchtung, mehr Helligkeit für Leuchtengehäuse, die nur für eine begrenzte Wattzahl zugelassen sind, oder die Einbindung in „Smart Home“-Netzwerke. In Sachen Nennlebensdauer übertreffen ordentliche LED-Lampen ihre Vorgänger ohnehin um mehr als das 20fache, beim Stromsparen um mindestens 80%.
Haben Energiesparlampen noch Vorteile gegenüber LED-Leuchtmittel? Werden sie bald überflüssig?
Außer beim erheblich günstigeren Kaufpreis haben Kompaktleuchtstofflampen (auch LED-Lampen sind offiziell „Energiesparlampen“) seit rund vier Jahren im direkten Vergleich keinen Vorteil mehr. Und auch dieser Preisabstand wird stetig geringer. Generell haben sie eine kürzere Lebensdauer, schlechtere Dimmbarkeit, geringere Effizienz, längere Einschaltverzögerungen, einen höheren Schadstoffgehalt und eine schlechtere Lichtqualität (mit Ausnahmen). Wer aber – beispielsweise im Keller oder in der Garage – noch selten genutzte, funktionierende Kompaktleuchtstofflampen oder Leuchtstoffröhren hat, darf sie ruhig drin lassen. Hier bringt ein Austausch gegen LED-Leuchtmittel keinen großen Spareffekt, eher einen Komfortgewinn.
Wo liegen noch die Nachteile bei LED-Beleuchtung?
Nachholbedarf für die LED-Technik gibt’s unter anderem bei der problemlosen Helligkeitsregelung mit den üblichen Haushaltsdimmern sowie bei der Farbwiedergabe („Farbtreue“). Bei „Birnen“- und „Kerzen“-Formen existieren nur wenige Modelle mit wirklich rundem Abstrahlverhalten (ca. 300 Grad Raumwinkel). Niedervolt-LED-Lampen können an herkömmlichen elektronischen Trafos flackern oder völlig versagen.
Die meisten LED-Lampen sind nicht für nasse Verhältnisse im Außenbereich geeignet. Bei all dem sind Glüh- und Halogenlampen durchweg besser. Teilweise gibt’s auch noch Probleme mit der Größe, Leistung und Hitzeentwicklung bei kleinen Retrofit-Dimensionen (etwa G9- oder GU4-LED-Stiftlampen). Exzellente, dimmbare LED-Leuchtmittel sind trotz sinkender Preise immer noch recht teuer – allerdings bei immer besserer Lichtqualität und steigender Effizienz.
Das gilt umso mehr für hochwertige integrierte LED-Leuchten mit fest verbauten Modulen. Hier müssen Sie wegen der hohen Investitionskosten weiterhin mit ziemlich langen Amortisationszeiten rechnen.
Der Kauf von Leuchtmittel ist viel komplizierter geworden. Muss man sich umfassend informieren, um keinen Fehlkauf zu tätigen?
LED-Lampen sind komplexe Elektronikgeräte und keine schlichten Glaskolben mit Glühfaden drin. Deshalb gilt für sie prinzipiell das Gleiche wie bei Laptops, Smartphones oder TV-Geräten: Vorher Daten und Preise vergleichen, dann am besten selbst ausprobieren und bei Nichtgefallen zurückgeben. Denn manchmal haben die vielen offiziellen Werte wenig mit der Realität und noch weniger mit Ihrem subjektiven, individuellen Lichtempfinden zu tun. Auch ausführliche Blog-Tests (wie meine) können da allenfalls kleine Hilfen geben, aber nicht den eigenen Blick ersetzen. Ja, man sollte sich umfassend informieren, kann aber dennoch enttäuscht werden.
Umfassend informieren über LED und ausprobieren
Sollten wir uns von der alten Betrachtung der Beleuchtung mir einzelnen Leuchtpunkten lösen? Mit LED, bzw. OLED eröffnen sich ja ganz andere Möglichkeiten der Beleuchtung.
LED und OLED sind zwei unterschiedliche Konzepte, weil LED-Chips sehr kleine Punktlichtquellen sind, OLED-Panels aber flächiges Licht liefern. Die Zukunft der Beleuchtung liegt in der Kombination der Vorteile beider Technologien. So eignen sich LED-Lampen vorwiegend für Akzentlicht oder für die gezielte Ausleuchtung aus größerer Entfernung (Straßenleuchten, „Licht-Inseln“ in Shops, „High Bay“-Lampen in hohen Gewerbebauten), weil man für großflächige LED-Lichtquellen (Panels, rundstrahlende „Birnen“) eine sehr große Anzahl von einzelnen Chips braucht. OLEDs können deshalb ergänzend für eine homogene Grundbeleuchtung sorgen – auch als transparente oder transluzente Bestandteile der Umgebung, die im Ruhezustand überhaupt nicht als potenzielle Lichtquellen wahrgenommen werden.
In Zukunft können das sogar die Wand-, Decken- und Fensterflächen sein. Lösen sollten wir uns jedenfalls mittelfristig vom Retrofit-Gedanken, weil Lampenfassungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert nicht mehr zu den Licht-Technologien und -Möglichkeiten von heute und morgen passen.
Schöner Beitrag wieder einmal.
Die Energieeffizienz ist, finde ich, die wohl wichtigste Komponente für die Energiewende. Mit LEDs sind wir wieder einen kleinen Schritt weiter. Jetzt muss nur doch der Preis sinken und damit die Akzeptanz steigen.