Supermarkt senkt Energiekosten um mehr als 50 Prozent
Auch wenn ich mich selbst damit fast täglich befasse, staune ich doch immer wieder welch großes Potential zur Reduzierung des Energieverbrauchs vorhanden ist. Das gilt für viele Bereiche, nicht nur im Haushalt oder in der Industrie. Auch im Handel, besonders in Supermärkten kann noch richtig viel Energie eingespart werden. Während andernorts diskutiert wird über die Energiewende, gibt es viele in Deutschland, die handeln und ihre Energiekosten reduzieren, so auch ein Betreiber eines Supermarktes in Hannover.
Um mehr als 50 Prozent hat Jens Segebrecht den Energiebedarf in seinen Supermarkt gesenkt und spart damit rund 30.000 Euro Kosten pro Jahr. Gemeinsam mit e.coBizz-Energieberater Thomas Nagel hatte Jens Segebrecht bei der Geschäftsübernahme 2010 die Schwachstellen aufgedeckt, den Modernisierungsbedarf analysiert und effiziente technische Lösungen entwickelt.
„Mir war damals klar, dass nicht nur renoviert, sondern die Energieeffizienz erheblich verbessert werden musste, denn die Energiekosten waren extrem hoch“, so Segebrecht.
60% der Energiekosten für Strom
Im Lebensmittelhandel werden generell etwa 60 Prozent der Energiekosten für Strom ausgegeben. Bis zu 70 Prozent des Strombedarfs entfallen auf die Kühlung von Waren. Entsprechend hoch sind hier die Einsparpotenziale. So auch im Schlemmermarkt Segebrecht, wo es viele stromfressende Kühlgeräte gab, die zum Teil mehr als 30 Jahre alt waren und den Markt im Sommer unangenehm aufheizten. Heute erzeugt eine Kälteanlage im Innenhof hinter dem Supermarkt zentral die Kälte für die neuen Kühlmöbel, so dass die Abwärme der Kälteproduktion nicht unkontrolliert in die Verkaufsräume gelangt.
Vor der Modernisierung heizten zwei Ölkessel den Supermarkt. Nun reicht die zurückgewonnene Abwärme der Kühleinrichtungen aus, um den Wärmebedarf komplett zu decken, eine klassische Heizungsanlage ist verzichtbar. Die Kälteanlage gibt im Winter ausreichend Abwärme über Deckenluftgeräte in den Markt ab. „Abwärme wiederzuverwenden ist sinnvoll und spart Geld“, erklärt Harald Halfpaap, Geschäftsführer des enercity-Fonds proKlima. Für eine erfolgreiche technische Umsetzung sei dabei kompetente Beratung und Planung im Vorfeld sowie ein gutes Energie-Controlling im Betrieb wichtig, so Halfpaap.
Renovierter Markt begeistert Kunden und Mitarbeiter
Schlugen die Energiekosten vor der Modernisierung mit 53.000 Euro zu Buche, so spart Jens Segebrecht heute allein 21.000 Euro Stromkosten pro Jahr, denn der Stromverbrauch sank von 340.000 Kilowattstunden auf 180.000 kWh. Da keine Heizung mehr benötigt wird, entfallen zudem 9.000 Euro für Heizöl, die früher jährlich ausgegeben werden mussten. „Die Investitionskosten für die Modernisierung im Jahr 2011 betrugen rund 300.000 Euro“, berichtet Segebrecht. „Die Kosten amortisieren sich innerhalb von 12 Jahren. Auf 20 Jahre betrachtet spare ich sogar rund 300.000 Euro und der frisch renovierte Markt mit seinem positiven Raumklima begeistert Kunden und Mitarbeiter“.
Für die vorbildliche Verbesserung der Energieeffizienz wurde das Unternehmen vom Wirtschaftskreis Hannover in der Sonderkategorie „unternehmerische Eigeninitiative“ ausgezeichnet. ProKlima und Klimaschutzagentur haben jetzt ein Faltblatt zu der nachahmenswerten energetischen Modernisierung im Lebensmittelhandel herausgegeben (Download der pdf-Datei). „Wir wünschen uns, dass Beispiele wie das des Schlemmermarktes Segebrecht Schule machen und andere Betriebe, egal welcher Branche, motivieren, ebenfalls ihre Einsparpotenziale ausloten zu lassen“, sagt Udo Sahling, Geschäftsführer der Klimaschutzagentur Region Hannover.
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