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4 Kommentare

  1. Sie haben fraglos recht, dass man auf die Kosten achten muss, Mario Sedlak. Die Frage ist nur, ob die Diskussion, wie sie insbesondere im laufenden Jahr geführt wurde, die richtige Akzentuierung gebracht hat. Konkrete Vorschläge zur Ausrichtung des Energiesystems auf erneuerbare Energien haben wir in den Koalitionsverhandlungen kaum entdecken können. Und darum sollte es in erster Linie gehen. Die „wahren“ Kosten der Energieträger sind ohnehin nicht mit einfachen Berechnungsmethoden zu erfassen (und die EEG-Umlage taugt schon gar nicht als Preisschild; vgl. hierzu auch http://www.euwid-energie.de/news/neue-energien/einzelansicht/Artikel/foeskonventionelle-energien-umlage-laege-bei-102-ctkwh.html)

    Der Ansatz von Mathias Gößling ist nicht von der Hand zu weisen; mir ging es aber eher um die „Mikrostruktur“ der Debatte. Dass hier sehr gut organisierte Interessen eine sehr klare Botschaft professionell platziert haben, steht außer Frage. Dennoch ist es schon interessant nachzuschauen, wie es konkret gelingt, die vermeintlich viel besseren Argumente der Energiewende-Verfechter mit ihrem massiven Rückhalt in der Bevölkerung so wirksam auszuhebeln.

    1. Ich habe nicht den Eindruck, dass in Deutschland die Kostendebatte so „dominiert“. In Österreich gab es bereits bei einem Zuschlag von 0,64 Cent/kWh einen großen Aufstand, der zu jahrelangem Ausbremsen des Ökostrom-Ausbaus führte. Deutschland ist jetzt bei über 6 Cent/kWh und dass es so nicht weitergehen kann, liegt eigentlich nahe.

      Die Studie, wonach der konventionelle Strom sogar mit 10,8 Cent/kWh gefördert wird, habe ich gelesen. Ich bin aber von ihr enttäuscht:

      1. Die Autoren der Studie haben die ihrer Meinung nach zu geringe Besteuerung von konventionellen Energien kurzerhand als „Subvention“ gewertet. (Damit errechnet die Studie nicht, wie behauptet, „was Strom wirklich kostet“ sondern was er kosten *sollte*.)

      2. Die angenommenen CO2-Kosten von 80 EUR/t müssten von allen Menschen der Welt getragen werden, während die Kosten des Ökostroms allein von den deutschen Stromverbrauchern getragen werden müssen. Vom Verursacherprinzip her ist das gerechtfertigt, aber aus Sicht der Zahler ist der Ökostrom keineswegs „eigentlich günstiger“ sondern eine Spende für die Allgemeinheit.

      Aus meiner Sicht verwenden im Diskurs über die Energiewende sowohl Verfechter als auch Gegner fragwürdige Argumente. Für seriös halte ich die Studien von Agora Energiewende und einigen anderen, die einen gangbaren und kostengünstigen Weg zu 100% Ökostrom gezeigt haben (der aber nicht der so populären Small-is-beautiful-Philosophie entspricht):

      http://sedl.at/Stromzukunft#Weblinks

  2. Mir scheint, dass die Gegner der Energiewende es eigentlich sehr viel schwerer haben, ihren Standpunkt durchzusetzen, weil er offensichtlich dem gesunden Menschenverstand widerspricht.

    Dass ihr Agenda-Setting trotzdem so erfolgreich ist, liegt daran, dass sie
    1. sich einig sind
    2. sehr gute Marketing-Leute beauftragen
    3. viel Geld ausgeben.

    Das könnten die Befürworter der Energiewende auch. Tatsächlich würde es sie sogar sehr viel weniger Geld kosten, weil ihre Argumente viel plausibler sind: Das Kostenargument zum Beispiel ließe sich leicht widerlegen, indem man einfach nur das Wort „Kosten“ durch das Wort „Investitionen“ ersetzt.

  3. Ein Blogbeitrag ohne weiterführende Links? Ich habe einen, wo schon genau ausgearbeitet wurde, was „die Agenda der Energiewende“ braucht:

    http://www.agora-energiewende.de/themen/die-energiewende/detailansicht/article/12-thesen-zur-energiewende/

    Ich halte es für richtig, auf die Kosten zu achten, denn eine teure Energiewende wird meiner Einschätzung nach nicht Wirklichkeit werden. Das bedeutet, die Stromnetze stärker auszubauen, denn ein Supergrid mit existierenden Stauseen in Skandinavien ist die billigste und effizienteste Form, den Ökostrom konkurrenzfähig gegenüber einem grundlastfähigen Kraftwerk zu machen. Solange die Netz- und Speicherkapazitäten nicht vorhanden sind, macht ein schneller Aufbau von Ökostrom-Kraftwerken, deren Strom dann nur tw. genutzt werden könnte und die Netze der Nachbarländer bis an die Grenzen belastet, wenig Sinn.