Einer Bürger-Energiewende fehlt noch das Bewusstsein für das Thema Energie
In diesen Tagen der Koalitionsverhandlung für die große Koalition in der Bundesregierung hieß es oft, die Zukunft der Bürger-Energiewende steht auf dem Spiel. Damit ist der bisher hohe Anteil von Privatpersonen gemeint, die Anlagen zur Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien betreiben oder bei Energiegenossenschaften in neue Anlagen investieren. Dass dem so ist, will ich gar nicht in Abrede stellen, aber ist das der einzige Bestandteil einer Bürger-Energiewende?
Inhalt
Bürger-Energiewende ist mehr als Bürgerenergie
Die Energiewende an sich besteht ja schon aus mehr als nur aus einer Umstellung der Stromerzeugung, auch wenn sich darum die ganze Diskussion immer wieder dreht. Es gehört noch mehr dazu, besonders der Wärmesektor und der Mobilitätsbereich, die beide einen deutlich höheren Anteil an den Kosten eines Haushaltes haben als die elektrische Energie. Für mich gehört auch, wie man hier oft lesen kann, die Steigerung des effizienten Energieeinsatzes genauso dazu, wie die Stromerzeugung.
Und was hat das nun mit einer Bürger-Energiewende zu tun? Sehr viel, denn es zeigt, dass jeder von uns viel mehr zur Energiewende beitragen kann als in Photovoltaik- und Windenergieanlagen zu investieren. Auch der Wechsel des Stromanbieters gehört zu einer Bürger-Energiewende, denn diese einfache Handlung kann, wenn eine große Anzahl an Bürger den Stromversorger wechselt, erheblichen Einfluss haben auf den Energiemarkt haben.
Sind wir zu faul für eine Energiewende?
Noch weiter kann es gehen mit dem Thema Energieeffizienz und Energie sparen. Mir ist das Thema erst richtig bewusst geworden bei dem Beitrag von Energieblogger Robert Dölling im Klimaschutz-Netz mit der Fragestellung, ob Deutschland zu faul sei für die Energiewende. Darauf möchte ich gar nicht weiter eingehen, aber es ging in dem Beitrag um die mögliche Einsparung von Kosten durch einen Wechsel des Stromanbieters. Was mir dabei aber aufgefallen ist, war der hohe Jahresverbrauch von 5.500 Kilowattstunden, den die Stiftung Warentest in der Berechnung angenommen hat. Wie viel Kosten ließen sich einsparen durch eine Reduzierung des Stromverbrauchs? Das wurde in der Berechnung nicht berücksichtigt – doch allein eine Reduzierung um 1.000 kWh auf den durchschnittlichen Stromverbrauch eines 4-Personen Haushaltes bringt noch einmal eine Einsparung um rund 280 Euro, der gleiche Betrag wie durch den Wechsel des Anbieters.
Durch eine Reduzierung des Stromverbrauchs mit effizienteren Geräten und einem sparsamerem Einsatz kann also auch jeder von uns etwas beitragen. Der eigene Geldbeutel wird entlastet und das Klima geschont durch Vermeidung von CO2-Emissionen.
Bewusstsein schaffen für Energie
Wir brauchen also ein Bewusstsein für unseren persönlichen Umgang mit Energie. Wie verbrauchen wir Energie, wo wird sie benötigt und wo kommt sie eigentlich her? Wenn wir beginnen uns darüber Gedanken zu machen, folgen die nächsten Schritte mit dem Wechsel des Stromanbieters, der Reduzierung des Energieverbrauchs und vielleicht auch noch in neue Anlagen zur Stromerzeugung. Wer weiß schon wie viel Strom oder Heizenergie im Haushalt benötigt wird und vor allem für wo der meiste Strom hin geht?
Dieses Bewusstsein für Energie und die damit verbundene Wertigkeit von Energie fehlt mir noch, um von einer Bürger-Energiewende sprechen zu können. Bei der aktuell geführten Debatte sieht es ganz so aus, als hätte Energie, bzw. Strom, für uns keinen Wert – wir wollen möglichst wenig dafür ausgeben. Dennoch muss Strom immer da sein und spielt eine wichtige Rolle in unserem Leben.
Einer richtigen Bürger-Energiewende fehlt meinem Eindruck nach, dass Energie einen Wert hat, so dass wir uns Gedanken darüber machen müssen. Solange wir über die Kosten diskutieren, ohne auf den Verbrauch zu achten, hat Energie jedoch keinen Wert, abgesehen vom wirtschaftlich ermittelten Wert.
Ohne diese Wertigkeit für Energie, werden wir keine Erfolge erzielen in der Energiewende, den Verbrauch nicht reduzieren können und nur noch über Kosten streiten, so wie heute. Diejenigen, die sich heute für eine Energiewende einsetzen, oder diejenigen, die in Anlagen für erneuerbare Energien investieren, haben dieses Bewusstsein bereits.
Weitere Stimmen zum Thema:
@energynet Im Vergleich zu 1990 ist das Bewusstsein zum Thema Energie gewachsen. Es braucht einen langen Atem über mehrere Generationen.
— SolarPolis (@solarpolis) November 14, 2013
Klar, in erster Linie ist Strom immer noch ein Hygiene-Produkt, dem eine Konsumhaltung entgegengebracht wird: Es muss eben alles funktionieren und billig sein. Zwar ist es nach wie vor schwierig die Massen für energiepolitische Zusammenhänge oder Funktionsweisen zu begeistern, doch die omnipräsente Berichterstattung rund um die Energiewende holt das Thema allmählich aus seiner verstaubten Ecke.
Ich danke Ihnen für die klare Artikulation der Notwendigkeit eines verstärkten Energie-Bewusstseins. Denn erst wenn Jedermann und Jederfrau einen selbst-reflektiertierten Umgang mit Energie pflegt und begreift, dass dieser möglichst Umgang effektiv (Energie-)Politik macht, steht das Gemeinschaftswerk Energiewende auf einer soliden Basis.
Ich finde den Gedankengang sehr richtig und wichtig. Die Idee, der Energiewende bzw. der Versorgung mit Elektrizität und Warme einen Wert zuzumessen, sollte stärker in die Diskussion eingebracht werden. Wenn ich stärker mit der „Ware“ Strom befasse, dann interessiere ich mich auch für die Umstände, unter denen sie erzeugt wird. Den Schritt haben wir ja bei den Lebensmitteln schon getan, da greifen viele allemal lieber zu den Bioeiern von (hoffentlich) glücklichen Hühnern als zur Massentierhaltungsware. Beim Strom sind wir da noch ein Stück von entfernt.
Das ist ein guter Vergleich mit den Lebensmitteln, auch da kann man aber der Quelle nicht immer vertrauen. Du hast aber schon verstanden, was ich sagen wollte. Wir alle wollen unsere elektrischen Geräte ständig und überall im Einsatz haben, aber kosten darf es nichts? Und der Verbrauch sollte doch auch von Interesse sein, was zumindest beim Neukauf immer mehr der Fall zu sein scheint.