Wollen Sie mal für 1,68 cent ins Kino?
Für nur 1,68 Cent können die Zuschauer den neuen Film „Leben mit der Energiewende“ im Kino sehen. Das entspricht genau der Erhöhung der EEG-Umlage (pro kWh) im Jahr 2013 für den Ausbau der erneuerbaren Energieträger, welche angeblich die Schmerzgrenze überschreite.
Leben mit der Energiewende ist der erste Open-Source-Kinofilm in Deutschland. Neben den Vorführungen auf der Leinwand, ist der Film in Einzelteilen im Internet frei verfügbar. Das Material darf von allen Zuschauern frei verwendet, weitergegeben und weitergenutzt werden. Der Zugang erfolgt vollkommen barrierefrei über die Website www.energiewende-derfilm.de oder über Youtube und Facebook.
Inhaltlich setzt sich der Film mit der Energiewende auseinander. „Die Energiewende mache den Strom unbezahlbar“, lautet eine der vielen Legenden gegen den Ausbau der regenerativen Energieträger. Das Gegenteil ist richtig: Ohne die Energiewende wird Strom und Wärme schon in absehbarer Zukunft für Verbraucher und Wirtschaft unbezahlbar. Jeden Tag wird die Produktion von Öko-Strom billiger, aber die sterbende konventionelle Energieindustrie verteidigt mit ihrem großen politischen Einfluß ihre alten Märkte. Journalist Frank Farenski entblättert mit seinem Film „Leben mit der Energiewende“ eine deutsche Energiepolitik, die die Bürger desinformiert und obendrein den Verbrauchern unter dem Deckmantel der Förderung regenerativer Energie viel zu hohe Kosten aufdrückt.
Der Film spricht viele Wahrheiten aus und zeigt, wer an der Energiewende verdient und wer verliert. Gut ist auch, dass der Film zeigt, warum die EEG-Umlage so deutlich ansteigt, während erneuerbare Energien die Preise an der Strombörse sinken und den Strom damit günstiger machen. Bin auf die anderen Teile gespannt und werde sie hier bei Interesse gerne auch vorstellen.
Der Film hat in Berlin am Mittwoch, den 21.11.2012 im Filmtheater am Friedrichshain (Bötzowstraße 1-5, 10407 Berlin) Premiere und ist bis Ende Februar auf gesonderten Vorführungen in Deutschland für 1,68 Cent pro Kinokarte zu sehen. Karten sind an der Kinokasse zu diesem Preis erhältlich. Sollten die Vorstellungen ausverkauft sein, erhalten die Besucher einen Gutschein für eine spätere Vorführung. Am Premierentag läuft der Film zu folgenden Zeiten:
Saal 1: 16:00 Uhr, 18:00 Uhr
Saal 2: 16:15 Uhr, 18:15 Uhr, 20:15 Uhr
Die offizielle Premiere findet um 20:00 Uhr im Saal 1 statt. Hierfür kostet der Eintritt allerdings 20€, denn mit diesem Betrag werden die Vorstellungen zum Preis von 1,68 Cent finanziert.
EUR 1,68 Cent – die Realität ist leider brutaler: Die Energiekonzerne erhöhen bundesweit ihre Strompreise drastisch. Aktuell hat jetzt Vattenfall AG nachgezogen. Betroffen davon sind die Kunden in den Märkten Berlin sowie Hamburg. Der Umfang der extremen Kostenerhöhung für den Strompreis liegt bei etwa 13 %; die Preissteigerung wirkt ab 1. Januar 2013. In der Bundeshauptstadt steigt somit der Tarif Berlin-Basis von 24,23 Cent je Kilowattstunde auf 27,75 Cent je Kilowattstunde.
Die Erhöhung zum Jahresbeginn 2013 ist die höchste, die Vattenfall je in Deutschland verkündet hat. Gegenüber der Presse erklärte der schwedische Staatskonzern diese Kostenexplosion beim Strompreis wie folgt: „Preiserhöhungen sind für Kunden immer lästig, diese aber ist belastend. Diese ist die Höchste von Vattenfall bisher. Wenn wir uns das Preisplus von 12,8 Prozent anschauen, dann entfallen davon elf Prozentpunkte auf Steuern und Abgaben. Die restlichen 1,8 Prozentpunkte sind der gestiegene Vattenfall-Anteil für Service und Beschaffung. Allein durch Steuern und Abgaben ergeben sich für unser Netzgebiet eine Kostensteigerung um 3,04 Cent je Kilowattstunde – inklusive der Mehrwertsteuer. 0,48 Cent sind Inflationsausgleich und regulatorische Kosten.“
Vattenfall AG sieht sich in einer strategisch guten Position, hatte zunächst die Märkte und Konkurrenten beobachtet, die Kommunikation vermieden und sieht sich jetzt in der Position, den Preiserhöhungen der Konkurrenz folgen zu müssen. Im aktuellen Pressestatement von Vattenfall klingt das folgendermaßen: „Ich glaube, dass wir unsere Marktführerschaft verteidigen und somit unsere Kundenbasis halten können. Wir sind hier der Grundversorger und müssen als erster mit unseren Preisen rausrücken. Jetzt bekommen wir dafür zwei, drei Monate öffentlich Prügel; es werden auch Verbraucher kündigen. Doch ich versichere Ihnen, wenn Sie Anfang nächsten Jahres die einschlägigen Preisvergleichsportale konsultieren, werden Sie sehen: Die Konkurrenz hat nachgezogen und wir liegen im Vergleich mit seriösen Anbietern auf einer Spitzenposition.“
Wichtig dazu zu wissen: Die zusätzliche Mehrwertsteuer ist dabei noch nicht eingepreist. Damit werden sich Steuern und Abgaben beim Strom gegenüber 1998, als der Strommarkt liberalisiert wurde, verdreizehnfacht haben. Bereits jetzt macht der staatliche Anteil etwa 45 % des gesamten Strompreises aus.
Geht die Stromkostenentwicklung 2013 so weiter, wie erwartet, wird er dann sogar 50 % aller Voraussicht nach betragen. Dies wäre ein Rekordwert. Damit werden Steuern und Abgaben zum größten Preistreiber auf dem Strommarkt. Aber das kann die Endverbraucher nicht zufrieden stellen.
Die Machtverhältnisse in der Strom- und Energiebranche sind weiterhin unverändert geblieben; das bedeutet, dass die großen Konzerne ihre marktbeherrschende Stellung natürlich ausnutzen; deren Argumentation, „verantwortlich für die Verteuerung seien in erster Linie die staatliche Förderung erneuerbarer Energie wie Sonne, Wind und Biomasse“, ist nur zum Teil zutreffend.
Bereits vor einem Monat hatten die vier großen Stromnetzbetreiber – 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW – angekündigt, dass die Umlage nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) um fast 50 % steigen wird, um auszutesten, wie der Markt und die Endverbraucher – aber auch die Politik – reagieren werden. Die mediale Aufmerksamkeit hielt sich in Grenzen. Folge: Diese Erhöhung geben die Stromversorger nun 1:1 an die Verbraucher weiter, da kein spürbarer Widerstand erkennbar war. Es scheint demnach so, als müsse der drastische Kostenanstieg hingenommen werden. Folgen: der Wettbewerb wird verzerrt. Überdies fehlt dem Strommarkt die Transparenz.
Vorsicht ist vor sog. „Strompreisgarantien“ geboten: sind beispielsweise in einer solchen „Strompreisgarantie“ die Mehrwertsteuer ausgenommen, handelt es sich um eine sogenannte Nettopreisgarantie. Doch abgesehen davon, dass umfangreiche Strompreisgarantien nur von sehr wenigen Versorgern angeboten werden, sind sie zudem mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden.
Für 2013 erwarten Experten sogar Einnahmen von bis zu 30 Milliarden Euro, wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) berichtet. Es bleibt demnach nur eins: Stromanbieter genau prüfen und ggfs. den Anbieter wechseln.
Sandro Valecchi