Erzeugungskosten für Strom aus erneuerbaren Energien im Vergleich
Die Höhe der Kosten für die in ihrer weltweiten Verbreitung stetig steigenden erneuerbaren Energien wird in der Öffentlichkeit mit viel Leidenschaft diskutiert. Oftmals werden dabei jedoch nicht alle verfügbaren Daten und Fakten in die Berechnungen einbezogen. Abhilfe verschafft hier die Studie »Stromgestehungskosten von erneuerbaren Energien« (pdf-Datei, 6.5 MB), die nun das Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE aktualisiert hat.
»Im Gegensatz zu den steigenden Energiepreisen bei fossilen und nuklearen Stromquellen sinken die Stromgestehungskosten aller erneuerbaren Energien seit Jahrzehnten kontinuierlich«, sagt Prof. Dr. Eicke R. Weber, Leiter des Fraunhofer ISE. Die nun vorliegende Studie analysiert Stromgestehungskosten, die bei der Umwandlung bestimmter Energieformen aus Photovoltaik, solarthermischen Kraftwerken oder Windenergieanlagen in Strom entstehen.
In der aktualisierten Version der Studie »Stromgestehungskosten von erneuerbaren Energien« aus dem Dezember 2010 werden die aktuellen Trends in der Kostenentwicklung der vergangenen beiden Jahre aufgegriffen. Die marktüblichen Finanzierungskosten und Risikoaufschläge sind in dieser neuen Version noch detaillierter und zudem technologiespezifisch sowie länderabhängig angesetzt.
Das ermöglicht einen realistischen Vergleich sowohl von Kraftwerksstandorten als auch Technologierisiken und Kostenentwicklungen. »Die Höhe von Finanzierungskosten hat dabei einen erheblichen Einfluss auf die Stromgestehungskosten und die Wettbewerbsfähigkeit einer Technologie«, so Weber, »dies ist beim Vergleich zwischen der Studie von 2010 und der aktuellen Version zu beachten«.
Stromgestehungskosten für Photovoltaik auch in Deutschland unter 20 cent/kWh
»Ein wesentliches Ergebnis der Untersuchung ist, dass die Stromgestehungskosten bei der Photovoltaik nicht nur in Regionen mit sehr hoher Sonneneinstrahlung, sondern auch in Deutschland unterhalb des Endkundenstrompreises liegen«, erläutert Weber. So belaufen sich an deutschen Standorten die Stromgestehungskosten von Photovoltaik-Kleinanlagen auf 14 bis 20 Cent/kWh.
Für Photovoltaik-Freiflächenanlagen in Süddeutschland ergibt sich ein Wert zwischen 13 und 14 Cent/kWh. Im sonnigen Spanien sinken die Kosten für Freiflächenanlagen zwar nochmals signifikant auf 11 Cent/kWh, aber weniger stark als erwartet. »Die hohen Kapitalkosten in vielen südlichen Ländern erhöhen die Stromgestehungskosten erheblich, der Vorteil der starken Sonneneinstrahlung kommt dadurch nicht so stark zum Tragen wie er könnte«, so Dr. Thomas Schlegl, Leiter der Abteilung Renewable Energy Innovation Policy, die diese Studie erstellt hat.
Ähnlich sieht es bei der Nutzung der Windkraft aus: »Auch die Wettbewerbsfähigkeit von Windenergieanlagen gegenüber konventionellen Kraftwerken ist an guten Windstandorten erreicht«, sagt Weber. Die Stromgestehungskosten von Onshore-Windenergieanlagen liegen heute zwischen 6 und 8 Cent/kWh und damit im Bereich der konventionellen Kraftwerke aus den Bereichen Steinkohle, Braunkohle und Kernkraft.
Offshore-Windenergieanlagen verzeichnen dagegen trotz höherer Volllastzeiten von jährlich 3200 Stunden mit 12 bis 16 Cent/kWh deutlich höhere Stromgestehungskosten als Onshore-Anlagen. »Ursachen sind die teurere Installation sowie höhere Betriebs- und Finanzierungskosten im Bereich Offshore«, sagt Weber, »damit ist der Strom aus Offshore-Windenergieanlagen auch teurer als der aus Photovoltaik-Anlagen«.
Auch solarthermische Kraftwerke wurden in der Studie des Fraunhofer ISE untersucht. Diese weisen an Standorten mit einer jährlichen Direkteinstrahlung von 2000 kWh/m² Stromgestehungskosten von 18 bis 24 Cent/kWh auf. »Der Vergleich mit Photovoltaik-Anlagen am gleichen Standort zeigt aktuell einen Kostenvorteil der Sonnenenergie aufgrund der starken Kostensenkungen in den vergangenen Jahren auf«, so Christoph Kost, ein Mitautor der Studie.
Der Vorteil der Speicherbarkeit von Energie und der regelbaren Stromproduktion von solarthermischen Kraftwerken ist laut Weber dabei jedoch nicht berücksichtigt. Die Vorteile von höheren Volllaststunden von Windkraftanlagen, insbesondere von Offshore-Anlagen werden ebenfalls in den Stromgestehungskosten nicht abgebildet, spielen jedoch für die langfristige Energiesystementwicklung eine wichtige Rolle.
Stromgestehungskosten bei erneuerbaren Energien hängen von Anfangsinvestitionen ab
Fazit: Die Höhe der Stromgestehungskosten von erneuerbaren Technologien hängt maßgeblich von Parametern wie den spezifischen Anschaffungsinvestitionen für Bau und Installation der Anlagen ab. Hinzu kommen natürliche Bedingungen wie das regional unterschiedliche Strahlungs- und Windangebot am Standort, die Betriebskosten während der Nutzungszeit, die Lebensdauer der Anlage und die Finanzierungsbedingungen.
Dabei ist festzustellen, dass die Stromgestehungskosten aller erneuerbaren Energien insgesamt weiterhin kontinuierlich sinken. »Getrieben wird diese Entwicklung durch technologische Innovationen wie den Einsatz günstigerer und leistungsfähigerer Materialien«, so Schlegl. Hinzu kommen ein reduzierter Materialverbrauch, effizientere Produktionsprozesse und die Steigerung von Wirkungsgraden. Lediglich Rohstoffpreissteigerungen und eine schlechtere Standortauswahl können zu steigenden Stromgestehungs-kosten führen.
»In Kombination mit der zunehmenden Massenfertigung aufgrund des weltweit starken Marktwachstums konnten die spezifischen Investitionen und damit die Stromgestehungskosten der in dieser Studie analysierten Technologien unter dem Strich jedoch erheblich gesenkt werden«, berichtet Weber. Mit fallenden Stromgestehungskosten werde das Volumen dieser Märkte weiter deutlich wachsen und zu einer nachhaltig dynamischen Entwicklung der erneuerbaren Energien beitragen.
Erstens, wenn’s sogar schon in der Natur des Begriffes liegt, dann ist umso unverständlicher, wieso der Herr Prof. Weber Gestehungskosten mit Wettbewerbsfähigkeit ‚verwechselt‘.
Zweitens wäre es ja durchaus möglich und fair, den PV- und Wind-Gestehungskosten die Gestehungskosten einer konventionell Erzeugung gegenüberzustellen, welche ebenfalls auf Bedarfsgerechtigkeit und Zuverlässigkeit keine Rücksicht nehmen muß. Dort entfielen dann die preistreibenden Mittel-, Spitzenlast- und Regel-/Ausgleichsenergieanteile, so daß dieser konventionelle Preis deutlich unter den veranschlagten 6ct/kWh liegen würde.
Ohne diese Anforderungen würde konventioneller Strom schwerpunktmäßig auf Basis preiswerter Braunkohle mit hoher Vollaststundenzahl erzeugt. Und da es für Braunkohle keinen internationalen Markt gibt und reichlich Vorräte bestehen, gibt es über viele Jahrzehnte auch keine Preissteigerungen.
MaW: Die konventionelle Vergleichskurve in einer fairen Gegenüberstellung verliefe horizontal um etwa 3ct/kWh, einem Preisniveau, was von regenerativer Erzeugung noch viele, viele Jahrzehnte unerreichbar bliebe – wenn überhaupt.
Aber an einer fairen Gegenüberstellung scheint man bei Fraunhofer nicht wirklich interessiert. Naja, dort errechnet man für PV ja auch fast 24 Sonnenschein-Stunden pro Tag, da braucht man sich nicht zu wundern.
Weiterführende Kritik:
„»Ein wesentliches Ergebnis der Untersuchung ist, dass die Stromgestehungskosten bei der Photovoltaik nicht nur in Regionen mit sehr hoher Sonneneinstrahlung, sondern auch in Deutschland unterhalb des Endkundenstrompreises liegen«, erläutert Weber.
(…)
Ähnlich sieht es bei der Nutzung der Windkraft aus: »Auch die Wettbewerbsfähigkeit von Windenergieanlagen gegenüber konventionellen Kraftwerken ist an guten Windstandorten erreicht«, sagt Weber.“
Solche Aussagen ignorien genau die Punkte, die in der Fraunhofer-Studie anfangs einschränkend und sogar in Fettschrift hervorgehoben wurden. Dort steht explizit zu lesen:
„Die tatsächliche Wertigkeit des Stroms ist bestimmt durch die tageszeitlichen Schwankungen von Angebot und Nachfrage und kann nicht über Stromgestehungskosten abgebildet werden.“
Kurzum, die vergleichenden Darstellungen (konventionell/regenerativ) sagen erstmal nichts über die Wettbewerbsfähigkeit aus, deren Kosten ganz wesentlich durch das Erfordernis hochverfügbarer und bedarfsgerecht zugeschnittener Stromlieferungen beeinflußt werden.
Es hinterläßt schon einen sehr schlechten Eindruck, daß der Leiter des Fraunhofer ISE, Herr Prof. Weber, wichtige Erkenntnisse und Einschränkungen der Fraunhofer-Studie ignoriert und frei umgedeutete Sachverhalte öffentlich kommuniziert.
Das liegt in der Natur des Begriffs, denn die Stromgestehungskosten sagen nur etwas aus über die Kosten der Stromerzeugung, aber nichts über deren Verfügbarkeit.
Ich möchte mich entschuldigen, das war zT unrichtig, nicht aktuell (tw vorläufige Schätzwerte) usw. und das alles war ganz bestimmt nicht selbsterklärend.
Um auf die berechtigte Kritik einzugehen habe ich jetzt nochmal einen aktualisierten, korrigierten, stichprobengeprüften und hoffentlich präsentationsfähigeren Lauf gemacht:
http://i171.photobucket.com/albums/u304/wflamme/Spezifische_EEG_Verguetungen_wikipedia.png
Betrachten wir mal die ‚Summe‘ (Grafik in der Mitte); 2 Datenpunkte als Beispiel:
2000 wurden 10,4TWh erzeugt und mit 883M€ vergütet. Macht 0,085€/kWh für das Jahr 2000 auf Preisbasis 2000.
2010 wurden 82,3TWh erzeugt und mit 13,2G€ vergütet. Macht 0,16€/kWh (nominal) für das Jahr 2010. Von 2000 bis 2010 sind 10 Jahre vergangen, deshalb ist bei einer angenommenen mittleren Preissteigerungsrate von 2% p.a. dieser Preis durch 1,02^10 = 1,22 zu dividieren, um ihn auf die Preisbasis 2000 zu korrigieren und mit dem früheren Preis vergleichbar zu machen. Das führt auf einen Vergleichswert von 0,13€/kWh (Basis 2000).
Soweit das Beispiel. Ich denke, die korrigierte Darstellung sollte jetzt inhaltlich nachvollzogen und kritisch geprüft werden können.
Insgesamt zeigt sich, daß die Verschiebungen im EEG-Mix hin zu hochpreisiger Erzeugung die Preisentwicklung für EEG-Strom deutlich dominiert hat; auch wenn einzelne Komponenten erheblich billiger wurden … das Endprodukt ‚EEG-Strom‘ verteuerte sich seit Einführung des EEG dennoch deutlich – soweit bisher bestätigte Angaben vorliegen.
Wenn’s gestattet ist, möchte ich andere Punkte des Beitrags separat kommentieren.
Nochmal Entschuldigung für den Murks von vorher – den hatte ich leider auch an anderer Stelle verlinkt und jetzt muß ich erstmal gucken, wie ich DAS wieder geradebiege…!
Die preisbereinigten EEG-Erzeugungs- und Vergütungsdaten weisen gerade nicht auf eine generelle Verbilligung regenerativ erzeugter Elektrizität hin – im Gegenteil:
http://i171.photobucket.com/albums/u304/wflamme/EEGEntwicklungVerguetungueberStrommenge.png
Es geht um die reinen Erzeugungskosten in dem Beitrag. Die Grafiken alleine sind nicht aussagekräftig, ich verstehe die Grafiken überhaupt nicht.