100% Erneuerbare Energien und Netzausbau müssen Bürger einbeziehen
In zahlreichen Artikeln hatte ich schon geschrieben, dass 100% erneuerbare Energien in der Stromversorgung möglich ist. Die Artikel berufen sich meist auf die erzeugte Strommenge, doch es ist für eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien notwendig, dass die benötigte Strommenge jederzeit und an jedem Ort verfügbar ist.
Der Lichtblickblog, Blog des Ökostrom-Anbieters Lichtblick, hat dazu einen interessanten Gastbeitrag von Peter Ahmels, Leiter erneuerbare Energien der Deutsche Umwelthilfe (DUH), veröffentlicht. Er beschreibt die Notwendigkeit von Speichertechnologien und einem Netzausbau, bedingt durch räumlichen und zeitlichen Abstand von Energieverbraucher und -erzeuger. Das Stromnetz könnte zum Flaschenhals beim Ausbau der erneuerbaren Energien werden und Strom muss immer verfügbar sein, so Ahmels in seinem Gastbeitrag.
Den damit notwendigen Ausbau des Stromnetzes – wie sonst kommt der Strom von Offshore-Windparks oder von Pumpspeicherkraftwerken in Norwegen in die Ballungszentren Süddeutschlands – kann man nicht gegen den Willen betroffener Anwohner durchsetzen. Die Angst vor gesundheitlichen Auswirkungen der Stromleitungen ist weit verbreitet und könnte viele Gegner auf die Straßen bringen – Proteste wie bei Stuttgart 21 würde sicher niemand haben wollen beim Ausbau und der Modernisierung des Stromnetzes. Daher müssen die Menschen vor Ort mit einbezogen werden, wie das positive Beispiel vom Windpark in Schlalach zeigt.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat im Dezember 2010 entsprechende Handlungsempfehlungen an die Politik überreicht. So „soll die Bundesnetzagentur bei Netzausbaukosten auch akzeptanzfördernde Maßnahmen wie zum Beispiel eine längere Trassenführung anerkennen. Der Netzbetreiber wird zur Einhaltung von Mindestabständen verpflichtet, die jedes Risiko durch elektromagnetische Felder sicher ausschließen und auch dem Schutz des Wohnumfeldes dienen.“ Zudem sind die Planungsverfahren transparenter zu gestalten und Eingriffe in die Natur zu minimieren.
Was daraus wird, bleibt offen und es scheint unwahrscheinlich, dass diese Forderungen umgesetzt werden. Doch nachdem ich den ersten Teil geschrieben hatte, meine Kinder versorgt und ins Bett gebracht hatte, entdeckte ich eine Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums zum Thema Netzausbau. Diese macht Hoffnung auf eine stärkere Beteiligung der Bürger:
„Durch eine frühzeitige Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger kann die Akzeptanz für den Ausbau der Stromnetze erhöht werden. Dies ist von zentraler Bedeutung für einen beschleunigten Netzausbau. Hier sind die Netzbetreiber und die Politik gemeinsam gefragt“, sagte Reiche anlässlich eines Gesprächs mit Bürgerinitiativen über Wege zur Beschleunigung des Netzausbaus.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Ausbau der Stromnetze sind zwei Seiten einer Medaille. „Wir brauchen neue Stromnetze, um den dezentral erzeugten Strom aus erneuerbaren Energien zu den Stromverbrauchern zu bekommen.“, so Reiche.
„Die Bundesregierung wird mit der Einführung des Bundesnetzplanes erstmals eine öffentliche Netzausbauplanung unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit durchführen. Beides wird die Akzeptanz des Netzausbaus deutlich steigern und den für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien unverzichtbaren Netzausbau beschleunigen“, betonte die Staatssekretärin.
Der heute aufgenommene Dialog mit den Bürgerinitiativen soll mit dem Ziel fortgesetzt werden, gemeinsam Bausteine für einen beschleunigten Netzausbau zu entwickeln und die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen zu begleiten. Dabei wird die Weiterentwicklung des Verfahrens der Netzausbauplanung und der Prüfung von Trassenalternativen genauso eine Rolle spielen wie der Einsatz innovativer Technologien, beispielsweise von Erdkabel oder Gleichstromübertragungsleitungen oder die Verbesserung der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Ergebnisse dieses Dialoges sollen sowohl in das Forum Netzintegration der Deutschen Umwelthilfe als auch in die Arbeit der Bundesregierung zur Umsetzung des Energiekonzeptes einfließen.
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