Heißes Tiefengestein zur Stromerzeugung nutzen
Unter unseren Füßen und in erreichbarer Tiefe birgt die Erde enorme Wärmeressourcen, die national wie international zur Energieversorgung beitragen können. Im elsässischen Oberrheingraben ging 2008 ein europäisches Geothermiekraftwerk ans Netz, das erstmals die Wärme aus tiefen Gesteinsschichten zur Stromerzeugung nutzt. Das neue BINE-Projektinfo „Geothermische Stromerzeugung in Soultz-sous-Forêts“ (4/2009) stellt Konzept und Anlage vor.
Mit der Inbetriebnahme des Kraftwerksblocks erreichte das langjährige Forschungsprojekt, an dem die Europäische Union, Frankreich und Deutschland sowie Industriepartner aus beiden Ländern beteiligt sind, ein wichtiges Etappenziel. Das neue Geothermiekraftwerk erschließt ein natürliches Erdwärmereservoir im tiefen Gestein. Damit unterscheidet sich Soultz-sous-Forêts von anderen Geo-Kraftwerken, die natürliche Thermalwasservorkommen nutzen. Wie in vielen Bereichen des Oberrheingrabens nimmt in Soultz die Temperatur der Erde mit zunehmender Tiefe ungewöhnlich rasch zu. In einer Tiefe von rund 5.000 m liegt eine bis zu 200 °C heiße, von Rissen und Spalten durchzogene Gesteinsformation vor. Diese natürlichen Gegebenheiten wurden durch Stimulationsmaßnahmen zu einem Riss-System erweitert, durch das man dann Wasser zirkulieren lässt. Es wird mit einer Temperatur von 175 °C gefördert und in einem speziellen Kraftwerksverfahren zur Stromerzeugung genutzt.
Zukünftig ist man für geothermische Kraftwerke nicht mehr ausschließlich auf Thermalwasserfunde angewiesen, sondern kann auch mit heißem Tiefengestein arbeiten. Dies kann die technisch nutzbaren, geothermischen Ressourcen beträchtlich erweitern. Das BINE-Projektinfo „Geothermische Stromerzeugung in Soultz-sous-Forêts“ (4/2009) ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe erhältlich.