Wohnungwirtschaft tritt auf die Bremse bei der Gebäudeenergieeffizienz
Während die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden eigentlich unstrittig ist, beginnt die Wohnungswirtschaft auf die Bremse zu treten. Und das, obwohl 40% des gesamten Energieverbrauchs zur Beheizung und/ oder Kühlung von Gebäuden benötigt wird. Ok, der Rohölpreis ist momentan im erträglichen Bereich, also gibt es auch keinen Leidensdruck und die Miet-Nebenkosten werden sich noch im Rahmen halten. Was morgen ist, interessiert ein Wirtschaftsunternehmen, wie es die große Wohnungsvermieter eben sind, noch lange nicht. Sind die Investitionen im Gebäudebereich von langfristiger Natur und muss man auch bei deutlichen höheren Ölpreisen damit leben? Egal, das interessiert die Aktionäre von heute doch nicht. Aber schon in wenigen Jahren werden Wohnungen mit schlechter Energieeffizienz und damit hohen Miet-Nebenkosten schwerer zu vermieten sein und Vermieter, die heute investieren, werden Morgen die Gewinner sein. Man muss sicher nicht alles mitmachen, was einem auf dem Markt angeboten wird, wichtig ist der Energieverbrauch nach der Sanierung in der Praxis und nicht auf dem Papier.
Im folgenden die Sichtweise der Spitzverbände der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft:
Mit großer Sorge sieht die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Pläne der Europäischen Union, Gebäude oder Gebäudeteile von Anreizen für die Renovierung auszuschließen, sofern diese Mindestanforderungen an die Energieeffizienz nicht erfüllen. „Damit würde Energieeffizienz zum Hauptkriterium der Förderung, was den vielfältigen Ansprüchen an Wohnungen nicht gerecht wird. Eine Unterstützung zum Beispiel zum Anbau von Aufzügen oder für den barrierearmen Umbau wäre nicht mehr möglich“, kritisierte der Vorsitzende der Bundesvereinigung Spitzenverbände der Immobilienwirtschaft und Präsident der Eigentümerschutz-Gemeinschaft Haus & Grund Deutschland, Rolf Kornemann, den vom Europäischen Parlament und vom EU-Rat vorgelegten Entwurf für die Novelle der Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden.
Ebenso kritisch seien Vorschläge zu verpflichtenden Wirtschaftlichkeitsberechnungen für die Modernisierungsempfehlungen sowie zur Veröffentlichung von Energiekennwerten in Vermietungsanzeigen zu sehen. Zusammen mit dem geplanten Wegfall des Satzes „Der Energieausweis dient nur der Information“ würden hier erhebliche Rechtsrisiken für die Vermieter entstehen.
Das Europäische Parlament und der Rat versuchen darüber hinaus, mit ihrem Richtlinienentwurf ein völlig überdimensioniertes doppeltes Kontrollsystem für Energieausweise und Heizungsinspektionen einzuführen. „Es ergibt keinen Sinn, dass einerseits die Ersteller von Energieausweisen und Inspektionsberichten zertifiziert werden sollen und andererseits die durch die zertifizierten Aussteller erstellten Ausweise und Berichte erneut kontrolliert werden sollen“, kritisierte Kornemann. Dies führe nur zu noch mehr überflüssiger Bürokratie und höheren Kosten, die die EU selbst mit acht Milliarden Euro beziffert. Vorstellbar sei dagegen eine kostenfreie Listung der Ersteller von Energieausweisen, die entsprechend der Energieeinsparverordnung berechtigt sind, die Ausweise zu erstellen.
Die BSI begrüßt die im Richtlinienentwurf vorgesehene Beibehaltung der Wahlfreiheit für bedarfs- und verbrauchsabhängige Energieausweise. „Die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft hat in den vergangenen Jahren eine große Anzahl Energieverbrauchsausweise erstellt und aus diesen Verbrauchsdaten wesentliche Erkenntnisse zum Energieverbrauch in Gebäuden gewonnen. Verbrauchsausweise sind für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft ein wichtiges Instrument für Benchmarking und Monitoring“, sagte der BSI-Vorsitzende. Man dürfe den Energieausweis aber nicht mit einer Energieberatung verwechseln, die im Vorfeld einer geplanten Investition durchgeführt wird. Ein Energieausweis diene lediglich der allgemeinen Information und dem überschlägigen Vergleich zwischen Gebäuden und dürfe deshalb nicht überflüssig kompliziert und teuer gemacht werden.
Da kann ich mich nur anschließen, wer heute nicht in Maßnahmen investiert, die den Energieverbrauch und damit auch die Nebenkosten senken, der wird morgen wohl kaum noch eine Wohnung vermieten können. Tragisch finde ich allerdings, dass man sinnvolle Veränderungen, wie den nachträglichen Anbau von Fahrstühlen nicht mehr unterstützen will. Gerade durch so etwas, kann man den Wohnungen doch einen deutlichen Mehrwert bieten.