Stürmische Zeiten in der Solarindustrie vor dem nächsten Hoch
Die Photovoltaikindustrie (PV) befindet sich in einer Übergangsphase: Globale Unterstützungsprogramme nehmen ab, der Polysiliziummangel entschärft sich und der Anteil der Dünnschichtmodule wächst dank Kostenvorteilen deutlich. Das übergeordnete Ziel der Solarbranche, Energie zu konkurrenzfähigen Preisen zu erzeugen – und zwar ohne staatliche Unterstützung – scheint greifbar. Damit wäre die Netzparität erreicht und die Nachfrage würde ungeahnte Wachstumsraten ermöglichen. Für den PV-Markt erwartet die Bank Sarasin bis 2012 eine durchschnittliche globale Zuwachsrate von 48% und bis 2020 einen Anstieg des globalen Marktvolumens auf 125 Gigawatt (4 GW in 2008) neu installierte PV-Anlagen. Hierbei spielen solare Grossanlagen eine bedeutende Rolle und werden bereits vermehrt direkt von Stromversorgern finanziert. Gleichzeitig bleibt der Markt für Solarkollektoren bis auf weiteres volatil.
Mit dem Titel „Solarenergie 2008 – Stürmische Zeiten vor dem nächsten Hoch“ ist soeben die neue Nachhaltigkeitsstudie der Bank Sarasin & Cie AG erschienen. Sie vergleicht und bewertet die Aussichten der Technologien, Märkte und Unternehmen im Bereich der Solarenergie respektive der drei Anwendungsgebiete Photovoltaik (PV), Solarthermie und solarthermische Kraftwerke (CSP). Es wird der Frage nachgegangen, welches die Solartechnologien der Zukunft sind und wer für die neuen Herausforderungen am besten gerüstet ist.
Dünnschicht-Technologien gewinnen Marktanteile
Spezielles Augenmerk richtet die Studie auch auf die Material sparenden Dünnschicht-Technologien sowie neue attraktive Märkte. Die Ausbaupläne sind beeindruckend: Nach Einschätzung der Bank Sarasin werden diese Technologien ihren Marktanteil bis 2012, von heute 12% auf 23% steigern können. Ihr heute noch geringerer Wirkungsgrad von 7 bis 11% dürfte durch niedrigere Kosten sowie eine steilere Lernkurve kompensiert werden. Die fünf Unternehmen mit den attraktivsten Perspektiven in diesem Bereich sind First Solar, Sharp, Calyxo (Q-Cells), United Solar Ovonics und Sunfilm.
Schweizer Solarmarkt bleibt klein
Mit rund 13% pro Jahr wächst der Schweizer Solarmarkt trotz der neu eingeführten kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) deutlich langsamer als der Weltmarkt. „Mit besseren nationalen Marktbedingungen könnte die Schweizer Solarindustrie ihre Forschungsaktivitäten und ihre hervorragende technologische Ausgangslage noch besser umsetzen“, ist Matthias Fawer, Autor der aktuellen Sarasin Solarstudie, überzeugt. „Ein starker Heimmarkt hilft, praktische Erfahrungen zu sammeln, um die internationale Präsenz zu stärken. Eine Plafonierung der Unterstützung für erneuerbare Energien bringt nicht die gewünschte stabile und nachhaltige Entwicklung eines inländischen Marktes. Dies haben schon Beispiele in Italien und Spanien gezeigt.“ Mechanismen, die ohne Begrenzung, dafür mit einer kontinuierlichen Degression der Vergütungssätze für Neuanlagen funktionieren, könnten sinnvoller sein. Damit würde ein zusätzlicher Anreiz für die Entwicklung wettbewerbsfähiger Kostenstrukturen gesetzt. Letzteres hat die Schweizer Lösung schon integriert. „Die Volumenausweitung ist jedoch fundamental für die Beschleunigung der Kostendegression. Die Kontingentierung der Solarenergie sollte deshalb“, so Fawer, „von der Politik im Sinne einer Abrundung der kostendeckenden Einspeisevergütung noch einmal überdacht werden.“
Teil 2 zu der Solarstudie 2008 folgt.
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