Ist der Energieausweis noch ein böhmisches Dorf?
Mit jeder Stufe des Energieausweises, die gesetzeswirksam wird, steigt die Verunsicherung beim Verbraucher. Welche Regelung betrifft ihn überhaupt, wann und in welchem Ausmaß? Auf Seiten von Hausbesitzern wie von Mietern sehen die Energieberater viel Erklärungsbedarf. Das zeigt sich bei den Energieberatungen. Dort häufen sich die Fragen zu diesem Thema.
Erst jetzt am 1. Oktober ist wieder eine der vielen einzelnen Stufen des Energieausweises im Kraft getreten: Bedarfsausweispflicht. Die betrifft allerdings nur Besitzer von Häusern, die Baujahr 1977 oder älter sind. Hier, an diesem Punkt, schaltet der Verbraucher ab und das Fachchinesisch fängt an. „Immer wenn wieder eine neue Stufe in Kraft tritt, so wie jetzt, dann werden die Fragen an uns rund um den Energieausweis mehr,“ schildert eza!-Energieberater Hubert Meiler seine Beobachtung. Allerdings interessiert das Thema derzeit noch nicht alle: „Wenn, dann fragen nur Hausbesitzer nach“, berichtet Ulrich Huber, Energieberater der Verbraucherzentrale. Mieter, speziell im Allgäu, bemängelt er, machten noch viel zu wenig Gebrauch von ihrem Recht, sich einen Energieausweis beim Wohnungswechsel vorlegen zu lassen.
In Berlin allerdings wurden unlängst Mieter bei der Neuvermietung nicht berücksichtigt, sobald sie sich zu informiert zeigten. Anders als in der Bundeshauptstadt verzeichnet der Verbraucherschützer in Kempten, Memmingen und Umgebung keinen Trend dazu, dass die Frage nach dem Energieausweis ein Miethindernis darstellen könne. Grund dafür sei mitunter auch die niedrigere Wohnungsfluktuation in der Region. Aber selbst wenn es so weit käme, sagt Huber, regele der Markt das schon: „Denn, wer sich seine Mieter so aussucht, der hat doch was zu verbergen“.
Seit dem 1. Juli dieses Jahres ist der Energieausweis für ältere Gebäude bei Verkauf und Vermietung gefordert. Stufenweise tritt diese Verpflichtung auch für neuere Gebäude in Kraft. Ziel ist, mit dem Energieausweis Transparenz über die energetische Qualität auf dem Wohnungsmarkt für Laien zu schaffen und dabei den Klimaschutzzielen näher zu kommen. Der Energieausweis soll Hausbesitzern Geld sparen und informieren, dadurch, dass ein Haus mit seinem Energieausweis eine Art energetischen und objektiven Personalausweis bekommt.