Erneuerbare Energien machen Ökostrom teurer?
Im Newsletter vom Solarserver habe ich gestern von einem Artikel bei Spon gelesen, in dem es um den Preisanstieg von Ökostrom geht. Der Newsletter hat zur Diskussion aufgerufen, dies möchte ich hier aufgreifen.
Der Spon-Artikel „Ökostrom wird immer teurer – wegen Solarenergie“ stellt die These auf, dass der Preisanstieg bei Ökostrom durch den großen Anstieg von neuen Photovoltaik-Anlagen begründet ist. Das soll an der großen Förderung der Sonnenenergie durch das EEG liegen.
Je mehr Solaranlagen also im Vergleich zu anderen grünen Energien installiert werden, umso teurer wird Ökostrom insgesamt. Alles weitere ist eine einfache Rechnung: Dem Marktforschungsunternehmen Europressedienst zufolge werden in Deutschland allein in diesem Jahr Solaranlagen mit einer Kapazität von 1500 Megawatt neu aufgestellt. Weil die Sonne nicht rund um die Uhr scheint, liefert eine Anlage durchschnittlich 900 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Bei Mehrkosten von 34 Cent pro Kilowattstunde bedeutet dies für die Verbraucher eine Gesamtbelastung von neun Milliarden Euro in den kommenden 20 Jahren durch die Strompreis-Garantie des EEG.
Zum Vergleich: Das sind zwei Drittel der derzeitigen jährlichen Neuverschuldung des Bundes. Die Parallele ist durchaus angemessen. Schließlich sind auch die Garantiepreise eine Zukunftsverpflichtung nach dem Motto: Heute investieren, morgen zahlen. Experten interpretieren die neun Milliarden Euro deshalb auch als „Solarschulden“. Pro Kopf betragen diese in Deutschland schon 112 Euro.
Wo aber, frage ich mich beim Lesen des Artikels, liegt der Zusammenhang? Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen der Förderung durch das EEG und den Kosten für den Bezug von Ökostrom. Die Kösten für die Förderung durch das EEG werden von den Stromversorgern auf alle Kunden umgelegt, vielleicht in höherem Maße auf die die Kunden, die nur Ökostrom beziehen möchten. Aber eine Gesetzmäßigkeit oder eine direkte Verbindung, wie der Artikel sie aufzuzeigen versucht, gibt es nicht. Dazu gibt es vermutlich auch zu wenige Kunden für Ökostrom.
Die Erhöhung der Kosten für Ökostrom liegt vielmehr daran, dass viele Anbieter von Ökostrom auf günstige Wasserkraft setzen, die aber nicht in beliebigen Mengen verfügbar ist. Dann muss, bei steigender Nachfrage, auf teurere Energie, wie Solarstrom zurück gegriffen werden.
Das Problem an der Sache ist, dass die Kosten für PV-Anlagen gestiegen sind, obwohl die Förderung nur als Anschub gedacht ist. Es ist daher richtig darüber zu diskutieren, ob die Förderung schneller gesenkt wird als geplant. Die Gewinne der Solarbranche sind zu hoch bei den Förderkosten, es wird vermutlich zu oft vergessen, dass der Markt noch von der Förderung durch das EEG abhängig ist.
Einen ganz anderen Artikel fand ich in diesem Zusammenhang bemerkenswert. Der Finanztreff schreibt:
Dank höherer Einspeisungen aus erneuerbaren Energien, insbesondere Windenergie, hat die deutsche Vattenfall-Tochter ihren Umsatzerlös im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13% auf rund 9,0 Mrd EUR erhöht. Das geht aus den Quartalszahlen hervor, die der Vattenfall-Konzern am Mittwoch in Stockholm vorgelegt hat.
In diesem Fall sorgt das EEG für positive Umsatzerlöse auf seiten des Netzbetreibers. Also auch da darf nicht gejammert werden.