Erdwärme im Norden – Das Gute liegt so nah
Gastbeitrag von Content-Partner Stoltenberg-Energie, Robert John Doelling
Laut einer Theorie folgt die menschliche Erkenntnisgewinnung dreier Schritte zur Lösung eines Problems. Zunächst werden größte, meist physische Anstrengungen unternommen wie z.B. das Hüten des lebensspendenden Feuers zu Beginn der menschlichen Kultur. Dieser lästig folgte das rücksichtslose Abwäl-zen dieser Pflicht auf Maschinen, die mit immer knapper werdenden Ressourcen befeuert werden. Die gewonnene Bequemlichkeit weicht nun der unbequemen Erkenntnis des schwindenden Luxus und der Besinnung auf eine nachhaltige Befriedigung menschlicher Energiebedürfnisse.
Die Erdwärme, die uns seit den Kindertagen menschlichen Daseins im Überfluss zur Verfügung steht, ist letztes und wichtigstes Glied dieses Problemlösungsprozesses. Ihr Nutzen vereint zugleich höchste Bequemlichkeit mit nachhaltigem Umweltbewusstsein und ist günstiger als alle am Markt verfügbaren Tech-niken zur Wärmegewinnung.
Das Kraftwerk einer solchen Erdwärmeheizung, die Wärmepumpe, steht heute bereits in jedem Haushalt: der Kühlschrank (im Übrigen eine deutsche Erfindung). Kritikern, die behaupten, man „wasche“ Atomstrom oder missbrauche die „edle“ Elektrizität, sei nahe gelegt, über ihre Priorität eines gekühlten Feierabendbieres gegenüber dem Klimaschutz nachzudenken.
Ja, die Wärmepumpe verbraucht Strom. Sie pumpt damit die Erdwärme, die im Jahresdurchschnitt mit knapp über 0°C aus der Erde gefördert wird, auf das zu Heizzwecken nutzbare Temperaturniveau. In Abhängigkeit dieses Niveaus schwankt die Arbeitszahl der Erdwärmeheizung in der Regel um ein Verhältnis von 1kw Strom zu 4kW erzeugter Wärmemenge. Doch schon bei einer sogenannten Arbeitszahl von 3 ist die Wärmepumpe die effizienteste Energieveredelung der Zeit.
Die EU-Ziele zur Steigerung der Endenergieeffizienz erfüllt die Erdwärmepumpe daher eher als andere Energiesparmassnahmen, die ohne Zweifel wichtig sind, jedoch zu häufig, wie die Diskussion um Energiesparlampen zeigt, ein radikales Umdenken verhindern.
In heutigen, wärmegedämmten Neubauten bereits etabliert, wird das Potential der Wärmepumpenheizung zum Klimaschutz in Altbauten bisher verkannt. Dies mag am berechtigten Einwand liegen, dass Niedertemperatursysteme wie die Erdwärmeheizung für die hochtemperierte Wärmeabgabe über Radiatoren oder Flachheizkörper wenig geeignet sind. Dieser Einwand verkennt jedoch, dass die fachmännische Dimensionierung der Wärmepumpe als Ganzes, die energetische Analyse der Immobilie, die richtige Wahl der Umwälzpumpen, Speicher und Regelungstechnik sowie die hydraulische Abgleichung der Wärmeabgabe auch im Bestand eine umweltfreundliche und kostengünstige Heizleistung garantiert. Und überdies Arbeitsplätze für hochqualifizierte Arbeitnehmer schaffen.
Die Diffusion dieses Bewusstseins folgt leider einem Süd-Nord-Gefälle, das anhand flexibler Förderungen, Zuschüsse auf Landes- als auch kommunaler Ebene sowie intensiver Öffentlichkeitsarbeit im Süden der Republik deutlich wird. Angesichts geringerer Bohrkosten zur Erschließung der Erdwärme und höheren Heizstundenzahlen im Norden erscheint die Fokussierung auf das Heizen mit Biomasse, die für den Nutzer aufwendig und überdies bereits teuer aus dem Ausland importiert werden muss, als Rückschritt im Problemlösungsprozess, den uns der Klimawandel stellt. Auf politische Einflussnahme zu hoffen, wird daher nicht nur teurer für den Endverbraucher, sondern sicherlich zu spät sein, um die entscheidenden Schritte gegen eine spürbare Klimaerwärmung einzuleiten. Zum Glück ist jedem Einzelnen überlassen, die Stufen der Erkenntnisgewinnung zu überspringen und das naheliegendste zu wählen, die Erdwärme zum Guten für die Umwelt und Geldbeutel jedes Ein-zelnem zu nutzen.
Autor: Robert John Doelling, Marketing und Business Development, Stoltenberg Energie GmbH
Ich frage mich schon lange warum nicht die alten Zechen im großen Stil zu Erdwärmekraftwerken umgebaut werden? Ist das so abwegig oder gibt es da eine starke Lobby die soetwas verhindert?
Danke für diesen Beitrag! Ein wesentlicher Unterschied zur Windkraftenergie wurde hier nicht genannt: keine diskontinuierliche Energiegewinnung! In Gesprächen mit Windkraftbefürwortern wird dann immer das Argument genannt: Wasserstofferzeugung als Ausgleichsquelle für fehlenden Wind. Vergessen wird, dass dadurch der Gesamtwirkungsgrad abnimmt. Diesen Nachteil hat man bei der Geothermie nicht!
Es gibt aber einen wichtigen anderen Nachteil der Geothermie: es ist recht geringes Industialisierungspotential vorhanden. Windkraftenergie aber insbesondere AKWs sind relativ komplex. Firmen können richtig viel Technologie verkaufen; für die Politiker heißt das: Arbeitsplätze. Man wird bei den Berliner Politikern den Eindruck nicht los ( siehe Entscheidung Braunkohlekraftwerke ), dass dem Thema Umwelt nur in Fensterreden Priorität eingeräumt wird.