Sanierungskosten deneff

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10 Kommentare

  1. Hallo Herr Kühl,

    Ihr Beitrag und die Diskussion gefällt mir sehr.

    Auch der Gesamtverband Dämmstoffindustrie (GDI) hat mit Interesse den Zoom-Beitrag verfolgt. Hier ist der Brief, den wir an die Redaktion geschickt haben, auf eine Antwort warten wir noch – sie wurde uns versprochen.

    Sehr geehrte Frau Ruete,
    sehr geehrte Mitwirkende der aktuellen Sendung,

    mit großem Interesse hat der Gesamtverband Dämmstoffindustrie (GDI) die Ausstrahlung Ihrer Sendung „Dämmwahn oder Klimarettung?“ vom 7. August 2013 verfolgt. Mit Bedauern haben wir festgestellt, dass Ihre Berichterstattung einen Ton anschlägt, an dem erkennbar ist, dass Ihre Ausgangsrecherchefrage eine Suggestivfrage ist. So gehören die von Ihnen befragten Wissenschaftler zu denjenigen, die auch schon in der jüngsten Vergangenheit bei der medialen „Verdämmung“ von Wärmedämmung zitiert worden sind.

    Gerade von einem Team wie dem Ihrigen, dass für seine exzellente Arbeit bereits mit zahlreichen renommieren Medienpreisen ausgezeichnet wurde, hätten wir mehr journalistische Qualität erwartet – mehr Ausgewogenheit und Fairness in der Berichterstattung.

    Wir finden es besonders schade, dass Sie im Rahmen Ihrer Recherche nicht auch den Kontakt zu uns gesucht haben. Der GDI vertritt die Fachverbände FMI Fachverband Mineralwolleindustrie e. V., FPX Fachvereinigung Polystyrol-Extruderschaumstoff, IVH Industrieverband Hartschaum e. V. und IVPU Industrieverband Polyurethan-Hartschaum e. V., die zusammen etwa 95 % des deutschen Dämmstoffmarktes repräsentieren. Wir arbeiten eng mit wissenschaftlichen Fachinstituten zusammen und hätten Ihnen zahlreiche Experten sowie den Zugang zu aktuellsten Studienergebnissen vermitteln können.

    Denn die von Ihnen zu Rate gezogenen Experten wollen einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen zunehmender Dammstoffdicke und abnehmender Wirtschaftlichkeit herstellen, der aus verschiedenen Gründen so nicht darstellbar ist: Zum einen muss ja nicht dicker, sondern nur besser gedämmt werden, etwa mit leistungsfähigeren Dämmstoffen. Zum anderen ist der Energiepreis die entscheidende Eingangsgröße für jede Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Welcher Wissenschaftler traut sich zu, den Energiepreis über die Lebenszeit eines Gebäudes von beispielsweise 50 Jahren vorauszusagen? Bei der Diskussion um die Wirtschaftlichkeit wird oft ignoriert, dass es um eine Langzeitbetrachtung geht. Wenn ein Bauherr heute sein Dach saniert, bestimmt er damit den Wärmedurchgang durch dieses Bauteil bis zum nächsten Sanierungszyklus in circa 40 Jahren.

    Die Wirtschaftlichkeit kann zudem nur jeweils am individuellen Gebäude ermittelt werden, da sie vom energetischen Ausgangszustand und von den bautechnisch notwendigen Maßnahmen abhängt. Insofern kann man nach Belieben Beispiele finden, in denen sich Dämmung „lohnt“ oder „nicht lohnt“. Interessant ist in den Zusammenhang eine Untersuchung des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) in Darmstadt an rund 500 durchgeführten energetischen Sanierungen. Eine eindeutige Korrelation zwischen Sanierungskosten und Dämmstandard konnte dabei empirisch nicht gefunden werden, da die Dämmung eben nur einen recht kleinen Teil der Sanierungskosten ausmacht.

    Auch Ihre Behauptung, dass Dämmvorschriften immer rigoroser werden, stimmt so nicht. Der Referentenentwurf der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 enthält keinerlei Verschärfungen für die Sanierung, im Gegenteil, der Entwurf lässt mehr Ausnahmen zu als die EnEV 2009. Kein Hauseigentümer wird derzeit oder künftig zur Dämmung seines Hauses gezwungen. Die Nachrüstpflicht der obersten Geschossdecke greift nur, wenn noch nicht einmal eine Minimaldämmung vorhanden ist (d. h. nicht mindestens der Dämmstandard der 1950er/1960er Jahre eingehalten wird). Nur wer vorhat, einzelne Bauteile oder das gesamte Haus zu erneuern, muss unter Umständen zusätzlich dämmen. Es gibt aber viele Ausnahmeregelungen, so muss im Dach etwa lediglich der Raum zwischen den Sparren mit Dämmstoff ausgefüllt werden. Ein großer Teil der Bauherren dämmt freiwillig mehr, als die EnEV vorschreibt, um Fördermittel zu bekommen. Zwei Drittel aller Neubauten und etwa die Hälfte aller Sanierungen sind besser als der Standard der EnEV 2009/2014.

    Auch Ihr Hinweis auf Spechtlöcher in und Algenbewuchs auf gedämmten Fassaden ist eher irreführend. Algen wachsen schlichtweg überall, wo die Lebensbedingungen günstig sind, auf (ungedämmten) Gartenmauern, Verkehrsschildern, Felswänden – und auch auf gedämmten Hauswänden. Es wäre zudem schön, wenn die heimische Spechtpopulation so groß wäre, dass sie eine ernsthafte Bedrohung für die Haltbarkeit von Dämmstoffen darstellen könnte. Spechte und Algen sind kein „Dämmproblem“, sondern ein „Außenputzproblem“. Alternativen zur verputzten, gedämmten Fassade sind: Ziegelfassade mit Kerndämmung, Innendämmung oder eine vorgehängte gedämmte Fassade wie etwa eine Holzverkleidung.

    Als Verband, dessen Mitglieder sich der großen gesamtgesellschaftlichen Herausforderung bewusst sind, an der zügigen Realisierung der Energiewende wesentlich mitzuwirken, finden wir es besonders bedauerlich, dass Sie ihre Zuschauer mit Ihrem Beitrag daraufhin eher verunsichern statt ausgewogen zu informieren.

    Welche funktionierenden Alternativen zur Wärmedämmung gibt es denn Ihrer Meinung nach zum Gelingen der Energiewende? – Im Gebäudesektor liegen die größten Einsparpotenziale! Über 40 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland entfällt auf den Betrieb von Gebäuden – auf Raumwärme, Wasserwarmbereitung und Beleuchtung. Damit trägt der Gebäudebereich zu rund einem Drittel zum Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid bei.

    Die meisten der rund 15 Millionen Ein- und Mehrfamilienhäuser in Deutschland befinden sich jedoch in einem schlechten energetischen Zustand. Wer hier als Eigentümer gar keine Energiesparmaßnahmen ergreift, wirft sein Geld für weiter steigende Heizkosten buchstäblich aus dem Fenster heraus.

    Wir wünschen Ihnen für Ihre weitere journalistische Arbeit nichts desto trotz weiterhin viel Erfolg
    und verbleiben mit freundlichen Grüßen

    i.A. des GDI-Vorstandes

    Serena Klein
    GDI-Pressereferentin

    1. Hallo Frau Klein,
      vielen Dank für die ausführliche Ergänzung. Interessant und sehr wichtig ist dieser Ausschnitt “ Eine eindeutige Korrelation zwischen Sanierungskosten und Dämmstandard konnte dabei empirisch nicht gefunden werden, da die Dämmung eben nur einen recht kleinen Teil der Sanierungskosten ausmacht.“ Auch der Hinweis auf die Nicht-Existenz von immer mehr Dämmvorschriften ist wichtig, wie auch, dass viele Bauherren mehr dämmen als vorgeschrieben.

  2. Hallo,
    erstmal: Ich bin sehr für’s Energieeinsparen und damit dann eben auch für’s dämmen.

    Ich muss aber gestehen, daß mir sowohl aus eigener Anschauung als auch aus grundsätzlichen Gründen im laufe der Jahre doch Zweifel gekommen sind, ob die Dämmerei wirklich immer so sinnvoll ist…

    Zwei Beispiele:

    Mein Nachbar hat gerade dämmen lassen… allerdings nicht aus Kosten- sondern aus Komfortgründen.
    Sein Berater hat ihm vorgerechnet, daß sich seine Dämmung wohl erst nach 120 Jahren rechnen würde… und bis dahin wäre die Dämmung natürlich schon längst wieder kaputt.

    Bei mir bin ich nach langen Planungen leider zu dem Schluss gekommen, daß eine Hausdämmung für mich nicht nur unbezahlbar wäre, sondern daß sie sich – wenn überhaupt – jedenfalls zu meinen Lebzeiten wohl nicht mehr amortisieren würde… und wenn ich nicht mehr bin wird das alte Haus hier sowieso abgerissen werden, denn sanieren lohnt nicht.

    Darum will ich hier jetzt mal zwei Thesen in den Raum werfen – achtung, bitte vorher blutdrucksenkende Mittel einwerfen ;-)… – und zwar:

    1.Gesetzlicher Zwang zum Dämmen führt beim Altbau nicht zu mehr sondern tendenziell eher zu weniger Dämmung.

    Begründung:
    Wer in ungedämmten und damit wohl ziemlich alten Häusern lebt, gehört meisst nicht zu den Reichen der Republik.
    Wenn die Politik so jemand sagt:
    „Wenn du an deinem Haus was machst – z.B. Teile davon zu dämmen – dann darfst du das nur, wenn du dann gleich alles komplett neu machen lässt“, dann zahlt der nicht freudenstrahlend einen fünf oder sechstelligen Betrag dafür und dankt dem Staat auf Knien dafür, daß er ihn zu seinem Dämmglück zwingt… sondern er macht genau GAR NICHTS!
    Das Geld für eine Vollwärmesanierung hat er sowieso nicht… und würde er bei seinem kleinen Einkommen auch nicht als Kredit von der Bank bekommen… schon gar nicht, wenn mindestens zweifelhaft ist, ob die Einsparung dann für die Raten und Zinsen reicht…
    Statts ein bisschen Energieeinsparung führt der Versuch möglichst viel Wärmedämmung per Gesetzt zu erzwingen so nur dazu, daß eben überhaupt keine Energie gespart wird.

    2.Wärmedämmung macht beim Neubau Sinn… rechnet sich beim Altbau aber oft überhaupt nicht.

    Begründung:
    Wärmedämmung beim Neubau ist wesentlich günstiger, weil sie von Anfang an miteingeplant und -gebaut werden kann.

    Was hier versäumt wurde kann nachträglich leider kaum mehr so nachgeholt werden, daß die Ersparnis die Kosten übersteigt.

    Bei… sagen wir mittelalten Häusern, die schon etwas Dämmung haben, aber eben nach heutigen Maßstäben zu wenig, rechnet sich später nochmal mehr dämmen so gut wie gar nie, weil die zusätzliche Dämmung nur relativ wenig bringt, im Verhältnis zu den Kosten.

    Wenn überhaupt, dann macht Dämmung nur bei bisher ungedämmten Häusern sinn.
    Genau diese Häuser sind aber die ältesten und da stellt sich die Frage, ob die Bausubstanz dann überhaupt noch gut genug ist, um eine derart aufwändige Dämmung überhaupt noch zu rechtfertigen ist…

    Ich sag’s mal ganz deutlich: sowohl bei meinem Nachbarn als auch bei mir wäre abreissen und dann mit vernünftiger Dämmung neu bauen vermutlich die günstigere Variante gewesen… und das sieht bei sehr vielen alten Häusern sicher nicht anders aus.

    Mein Fazit ist daher:
    Vernünftige Dämmung muss beim Neubau gemacht werden.
    Bei Altbauten können einzelne Dämmmaßnahmen durchaus Sinn machen – z.B. Dachgeschossdämmung – aber eine vollständige neue Dämmung wird sich bei alten Häusern sehr oft nicht mehr rechnen…

    In Einzelfällen mag eine nachträgliche Volldämmung trotzdem Sinn machen… aber das muss man von Fall zu Fall durchrechnen.

    Die Aussage, daß Dämmen immer gut ist und daraus folgernd die gesetzliche Verpflichtung in vielen (Bau)fällen dazu, halte ich darum für falsch…

  3. Für mich hatte der Beitrag im ZDF gestern mit seriöser Berichterstattung nicht viel zu tun und ich habe mich spontan gefragt, wer den wohl „angeregt“ hat ? (um es vorsichtig zu formulieren. )
    Natürlich können auch bei der energetischen Sanierung Fehler gemacht werden und natürlich gibt es Situationen wo sich eine Sanierung im Moment nach rein ökonomischen Kriterien nicht rechnet. Aber zu behaupten ein Gebäude habe nach der Sanierung den gleichen Energieverbrauch wie vorher ist schon eine üble Lachnummer… und dient dazu Menschen ohne Fachwissen gezielt zu verunsichern.

  4. Als es im ZDF-Beitrag um den „Problemspecht“ ging, mussten wir ja schon lachen… Schade, dass in solchen Beiträgen oft nur die Gebäude der großen Wohnungsbaugenossenschaften gezeigt werden. Dem Hausbesitzer von nebenan hilft das natürlich wenig bei seiner Sanierung. Aber immerhin: die Tipps am Ende des Beitrags zeigen die richtige Richtung http://www.energie-fachberater.de/news/zdf-auf-spurensuche-in-sachen-waermedaemmung.php

    Und wir sind natürlich riesig gespannt auf die Ideen, wie man das Sanierungsthema gezielt und besser für Bauherren aufbereiten kann!

    1. Im Gegenteil den Hausbesitzer wird es weiter verunsichern und von einer Sanierung abhalten.

      Die gezeigten Energieberater haben ja alle Klischees erfüllt, dachte das ist nicht wahr. Energieberater aus dem Handwerk, die nur ihr Gewerk anbieten können, findet man bestimmt, wie lange die wohl suchen mussten? Und den faulen Energieberater, der nicht rechnen wollte.

      1. Ja, das war (leider) fast schon Comedy. Aber bei der Recherche per Telefonbuch sind solche Treffer bestimmt nicht unwahrscheinlich. Das ist der Knackpunkt: Wie finde ich als Bauherr/Hausbesitzer denn seriöse Experten? Da muss man sich schon im Vorfeld der Sanierung ziemlich viel Arbeit machen, nach Empfehlungen fragen, auf Referenzen achten, Qualifikationen beurteilen … nicht so einfach!

  5. Hallo Andreas,
    das ist ein sehr schwieriges Thema. Ich habe eine vermietete Immobilie BJ 77. Eigendlich ein klassischer Sanierungsfall. Nur ich kann rechnen wie ich will es lässt sich finanziell nicht in einem überschaubaren Zeitraum darstellen. Der Gesamtverbrauch mit WW liegt seit Jahren bri ca. 50.000 kWh für 300 m2. 30% der Energie werden für die Warmwasserbereitung benötigt. Somit komme ich auf einen Verbrauch von 116kWh/m2 a. Eine Energetische Sanierung würde ca. 120.000 € kosten. Fenster, Wände , Dach, Balkone, Haustür, Glasbausteine
    etc. Eine einfache Renovierung Streichen und Fenster kommt auf 50.000 €. Wie sollen diese Kosten
    sich amortisieren ohne die Mieter über Gebühr zu belasten. Das Mietpreisniveau bei uns liegt zwischen 4,5-6 €/m2.

    1. Hallo Lothar,
      das ist in der Tat sehr schwierig. Aber rechnet sich die Renovierung und das Streichen der Fassade? Da sind die Kosten natürlich deutlich geringer und damit fragt keiner nach den Kosten. Dann bräuchte man nur noch die Mehrkosten für Dämmung berücksichtigen, wenn die Fassade ohnehin gestrichen werden muss.

      Bei einem Ausgangswert von 116 kWh/m²a für den Verbrauch liegt man auch schon sehr gut, vor allem für ein Haus aus den späten 70er Jahren. Je geringer der Verbrauch, umso weniger lohnen sich weitere Einspar-Maßnahmen. Warum muss es auch eine komplette Sanierung sein? Könnte man sich nicht die größten Schwachstellen raussuchen und dort anfangen? Mit den Bauteilen, die einen relativ hohen Wärmeverlust haben, und sich leicht, bzw. mit dem geringsten Aufwand, verbessern lassen.

      Daher sind pauschale Aussagen schlecht und man kann diesen nicht vertrauen. Wenn man nun ein Haus nimmt mit einem Verbrauch von mehr als 200 kWh/m²a, dann sehen die wirtschaftlich nutzbaren Potentiale wieder anders aus. Und von diesen Gebäuden gibt es noch sehr viele.